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Unternehmensnachfolgen im Mittelstand

Verantwortlicher Autor: Felix Pfitscher / Dr. Horst Friedrich Frankfurt am Main, 01.11.2023, 14:13 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Wirtschaft und Finanzen +++ Bericht 18918x gelesen
Mit vielen Branchen stark und auf Erfolgskurs v. l. n. r.  - Dr. Horst Friedrich & Dr. Michal Dallos, MBA
Mit vielen Branchen stark und auf Erfolgskurs v. l. n. r. - Dr. Horst Friedrich & Dr. Michal Dallos, MBA  Bild: Felix Pfitscher

Frankfurt am Main [ENA] Stellt man sich die Frage, worauf eigentlich die wirtschaftliche Stärke unseres Landes fußt, so wird regelmäßig auf den deutschen Mittelstand verwiesen, häufig noch in Kombination mit der dualen Berufsausbildung, die aus schulischer und praktischer Ausbildung besteht.

Tatsächlich bilden mittelständische Unternehmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn gibt es in Deutschland rund 3,35 Mio. Unternehmen, die unter die Definition der EU-Kommission von KMU fallen, also kleine und mittlere Unternehmen. Das sind über 99% aller Unternehmen der Privatwirtschaft. Diese beschäftigen über 19 Mio. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit über 54% aller abhängig Beschäftigten (alle Angaben Stand 2020).

Es ist keine neue Erkenntnis, dass diese mittelständischen Unternehmen derzeit vor zahlreichen Herausforderungen stehen – Fachkräftemangel, nachlassende Konjunktur, geopolitische Krisen, um nur die vielleicht wichtigsten zu nennen, zumindest gemessen an der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei darf jedoch ein wichtiges und zugleich dringendes Thema nicht übersehen werden: die Regelung der Unternehmensnachfolge, wenn die jetzige Unternehmerin oder der jetzige Unternehmer das Unternehmen aus Alters- oder auch aus anderen Gründen nicht weiter fortführen will oder kann.

Es ist nicht nur im Interesse des Unternehmers und der Arbeitnehmer, dass in einem solchen Fall das Unternehmen weiter bestehen kann, sondern in aller Regel auch in einem gesamtwirtschaftlichen Interesse, um die Wirtschaftskraft des Landes zu erhalten. Welche Fragen sind in Zusammenhang mit Unternehmensnachfolge zu stellen? In Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge stellen sich unter anderem folgende Fragen, mit denen wir uns im Rahmen dieser Serie von Artikeln befassen wollen: Wie viele Unternehmerinnen und Unternehmer wollen die Unternehmensnachfolge innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens regeln?

Welche Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge gibt es? Welche Schwierigkeiten werden in Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge gesehen? Wieviele Unternehmen sind betroffen? Das Thema Unternehmensnachfolge wird in Deutschland unter anderem regelmäßig von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erforscht, die zu diesem Thema im jährlichen Rhythmus Umfragen bei den relevanten Unternehmen durchführt und die Ergebnisse veröffentlicht. Gemäß dem letzten Mittelstandspanel von 2022, veröffentlicht im März 2023, streben insgesamt rd. 37% aller mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge an.

Rd. 5% aller mittelständischen Unternehmer wollen ihre Nachfolge innerhalb der kommenden 2 Jahre regeln, und weitere rund 10% in 3 bis 5 Jahren. Damit soll bei rd. 560.000 Unternehmen in den kommenden 5 Jahren die Nachfolge realisiert werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass bei rd. 19% aller mittelständischen Unternehmen die Stilllegung geplant ist oder die Stilllegung zumindest eine ernsthafte Option darstellt. Bezogen auf einen 5 Jahreszeitraum ziehen also mehr Unternehmen die Stilllegung in Betracht als die Regelung der Unternehmensnachfolge. Hier kann man sich nur eine Verbesserung der Rahmenbedingungen wünschen, damit sich dies zugunsten der Unternehmensnachfolge ändert.

Wieviele Arbeitsplätze stehen im Feuer? Schaut man sich die Größe der betrachteten mittelständischen Unternehmen an, bezogen auf die Anzahl der Arbeitsplätze, so gilt, dass von denjenigen Unternehmen, die innerhalb der nächsten 5 Jahre ihre Nachfolge regeln wollen, rd. 70% Kleinstunternehmen mit jeweils maximal 5 Arbeitsplätzen sind. Alle mittelständischen Unternehmen, die innerhalb der nächsten 5 Jahre ihre Nachfolge regeln wollen, bieten zusammen geschätzt rd. 5 Mio. Arbeitsplätze.

Angesichts von rd. 45 Mio. Erwerbstätigen in Deutschland ist das eine bedeutende Größenordnung. Zusammenfassend läßt sich also feststellen, dass das Thema Unternehmensnachfolge für mittelständische Unternehmen in Deutschland von hoher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung ist. Dr. Horst Friedrich ist Partner der Unternehmensberatungsgesellschaft ADVISOS Corporate Finance PartG, die sich mit der Beratung bei Unternehmensnachfolgen für inhabergeführte, mittelständische Unternehmen und bei Unternehmensfinanzierungen befasst. Nähere Informationen erhalten Sie unter: www.advisos.eu

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