Ninja Warrior Germany – RTL´s Supershow 21.10.2023
Göttingen [ENA] Am Freitag Abend war es wieder soweit: Die 2. Staffel aus der diesjährigen Sendestaffel, die jetzt zum 8. Mal im deutschen Fernsehen läuft, lief in der Flimmerkiste. Satte 3 Stunden Kräftemessen der Parcourgiganten beim Kampf um 300.000 Euro – letztlich im Finale.
Inzwischen hat der Sender die Preisgelder immer weiter aufgestockt, neben Zusatzgelder beim Bezwingen der Megawall gibt es auch bei den ersten 4 Plätzen an der Himmelsleiter, die über 30 Stufen geht, Kohle zu erspielen. Der Gewinner schließlich bekommt ein Finalticket als Wildcard, alle Megawallbezwinger neben der Kohle ein Halbfinalticket. Rund 40 Athleten treten an 7 Hindernissen gegeneinander an, 13 kommen schließlich über die Zeit ins Halbfinale, dazu 2 Frauen. Soweit das Prinzip der Show.
Alles super also, eine Unterhaltungsshow am Freitagabend, spannend und einzigartig. Stimmt, wenn da nicht die kleinen Haken in der Sendung wären. Also ich kenne die Show seit Anbeginn vor 8 Jahren und habe sie immer geschaut, und immer mehr nervt mich die Werbung. Denn was die Zuschauer nicht wissen und offensichtlich auch nicht merken: Die Dauer und Anzahl der Werbeeinblendungen hat im Laufe der Jahre immer weiter zugenommen. Zu Beginn war nämlich eine maximale Werbedauer von 5 Minuten alle 30 Minuten zulässig, dann wurden Eigenwerbungen aus der Berechnung rausgenommen, deshalb macht ja RTL auch Werbung für ihre Sendungen, und für doofe gleich 10x während der kompletten Show, denn die Sendezeit kostet ja nix an Werbezeit.
Und da kommen während einer Show schon mal schnell 30 Minuten und länger zusammen, die sich die Zuschauer antun müssen. Dazu kommen jetzt die neuen Werbemöglichkeiten, die auch bei der Zeitberechnung nicht einfliessen, und das geht so: Der Bildschirm wird kleiner, als Umrandung taucht eine Werbung auf, oder es läuft während der Sendung in Banner unten durch das Bild, wird fest eingeblendet für eine bestimmte Zeit oder auch ein Banner läuft von einer Seite zur anderen durch. Wie auch immer. Je länger eine Sendung, desto besser für RTL, die natürlich hauptsächlich am Verdienst während einer solchen Sendung interessiert sind.
Was glauben sie denn, wer die ausgelobten 180.000 Euro Gewinn bezahlt, worauf jeder eine Chance hat, der eine SMS oder einen Anruf tätigt ? Die Anrufer natürlich, was glauben sie denn, wieviel 100.000 Zuschauer während der kompletten Sendung gleich mehrfach anrufen ? Da kommen schnell eine halbe Million Anrufe zusammen. Soweit die Vermarktung der Show. Nun mal zum Inhalt. Die Sendung ist ja eine Aufzeichnung. Logischerweise, denn nach jedem Durchgang eines Absolventen müssen ja die Hindernisse in die Ausgangsstellung zurückgeführt werden, Flächen abgetrocknet werden usw.
Die Kandidaten in der Sendung kann ich in 3 Kategorien einteilen: Die, die erst mit einem aufwendigen minutenlangen Film vorgestellt werden, dann die, die einfach in der Show komplett im Parcour gezeigt werden und dann die, die in einer Art Schnelldurchlauf nur kurz gezeigt werden. Seltsamerweise sind gerade die Teilnehmer, die im Film so ausschweifend und langatmig gezeigt werden, oftmals schnell ausgeschieden, Zufall oder andere Frage, warum werden nicht die in Filmen vorgestellt, die eine gute Leistung zeigen; es ist ja eine Aufzeichnung, also werden die Filme im Vorfeld bewußt gedreht. Beispiele; Belege ? Kein Problem.
Künstler Sash, ein Ami – Typ, ist bereit für den Parcour und fragt sich, ob das auch der Parcour sei ? Am 3. Hindernis ist aber Schluß. Stefan trainert schon seit 7 Jahren und hat alles rund um sein Haus umgebaut, braucht aber schon beim ersten Hindernis, dem 5 Sprung, über eine halbe Minute, um dann beim 2. Hindernis auszuscheiden. Okay, der Mann ist 61 Jahre alt, aber was für Erfolge hat er denn zu Hause gehabt, die ihm gezeigt haben, das er noch fit für den Parour sei ? Jetta, 19 Jahre alt, mit den ganz tollen sportlichen Aktivitäten, Gymnasiastin und aktive Kletterin und ewig lange sportliche Erfolge, so die Vorstellung. Aber dann doch am 2. Hindernis raus.
Auch der Denz, ein Spinnenfluencer, der zu Hause auch mit seinen 250 Tieren im Studio schläft, dem der Parcour auch keine Angst macht, fliegt mit seinen 27 Jahren am 2. Hindernis raus. Ein Highlight der Sendung und gleichzeitig Neuheit ist eine Iranerin, angeblich 33 Jahre alt, die sich komplett auf iranisch vorstellt, lebt aber schon seit 2 Jahren in Hamburg. Sie ist nach Deutschland gekommen, um ihre Träume zu verwirklichen. Es war schon ein Kindestraum von ihr, bei Ninja Warrior mitzumachen. Und Buschmann ergänzt: Sie mache seit 12 Jahren Fitnesstraining, und: Egal wie weit sie kommt, ihre Geschichte sei stark. Als ob Herr Buschmann Hellseher ist, schon beim 1. Hindernis braucht sie über 90 Sekunden, wo andere unter 20 Sekunden bleiben.
Und beim 2. Hindernis ist bereits Schluß. Und dann die starke Geschichte, da hat Herr Buschmann wohl auch den Durchblick verloren: Sie ist 33 Jahre alt, die Sendung gibt es 8 Jahre, heisst mit 25 Jahren konnte sie im Iran (Nanu, da gibt es deutsches TV) die Sendung zum ersten Mal sehen, aber sie hatte den Kindestraum, nur da gab es die Sendung noch gar nicht. Selbst wenn sie, was sie nicht getan hat, die US Serie, die längste, gesehen hat, auch die gibt es erst seit 2009, heisst 14 Jahre, da war sie dann 19 Jahre alt. Tolle Geschichte, so aus dem Fakeland.
Eine Frage: Was haben eine Empfangsdame aus einem Fitnessstudio, ein Stuntman, der 2 Jahre bei Cobra 11 gearbeitet haben soll und ein Antiquitätenhändler, der schon in der RTL Sendung Trödelhändler aufgetreten ist, gemeinsam ? Alle sind vor, am oder nach dem 2. Hindernis ausgeschieden. Das gleiche passiert einer „ Chefin de Rank „ aus einem Schlossrestaurant, 5 Jahre arbeitet sie schon dort, hält sich fit und hat schon den Serviceolymp erreicht, auch beim Parcour will sie hoch hinaus, doch gerade mit schwerster Mühe überwindet sie das erste Hindernis, beim zweiten springt sie glatt daneben. Hier möchte ich der Reihe am Peinlichkeiten mal ein Ende machen, von den übrigens 13 gestarteten Frauen hat es keine direkt ins Halbfinale geschafft.
Wohl aber über die Quotenregelung. Und damit kein falscher Eindruck in diesen Bericht gedeutet wird: Es gibt natürlich viele Athleten, die Leistung zeigen, keine große Klappe haben, keine gesonderte Vorstellung bekommen und abliefern oder auch einen großen Mund haben und aber abliefern. Das ist genauso in Ordnung als wenn jemand mit Überschätzung von sich selbst einfach mal im Fernsehen sein will. Ohne Show, einfach versucht so gut zu sein wie es eben geht. Auch kein Problem. Was aber aus meiner Sicht einfach nur albern ist und da muß eben jeder mit leben, wenn er sich lächerlich macht: Übertriebene Selbstüberschätzung und große Sprüche, große Promotion in Filmen und dann kommt nix.
Denn jeder weiß wohl am besten, was er zu Hause schafft oder auch nicht, da gibt es wohl kaum Überraschungen in der Show. Und deshalb passt auch nicht der Spruch von Buschmann, der immer seine Teilnehmer schützen will, ins Bild: Jeder, der auf der Couch sitzen würde und zuguckt und sich fragt, warum jemand früh ausscheidet, sollte mal selber sein Bestes versuchen; dann würde der merken wie schwer das ist. Tja, Herr Buschmann, glaube ich, aber gerade weil ich ein 55 jähriger 90 kg schwerer unsportlicher Mann bin, bin ich nicht so albern und dummdreist, mache mich zum Horst und bewerbe mich auf so ein Sendeformat. Ausser ich brauche Aufmerksamkeit oder neue YouTube oder TikTok Präsentationen.
Und wenn mir dann die Redaktion der Sendung verklickern will, das eine Frau extra jedes Jahr aus Australien nach Deutschland reisen würde nur um an der Show teilzunehmen und dann am 2. Hindernis scheitert und wieder zurückfährt, gibt es nur 3 Möglichkeiten: Die ganze Story ist gelogen, RTL zahlt die kompletten Kosten oder die Frau hat zuviel Geld.