Sonntag, 27.04.2025 11:59 Uhr

Napoleon und die Freimaurerei

Verantwortlicher Autor: Peter Michael Neuen Mannheim, 17.04.2025, 10:06 Uhr
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Mannheim [ENA] Liebe Leser, seit Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, ob Napoleon, eine der schillerndsten Figuren der Geschichte, Freimaurer war oder wie nahe er der Freimaurerei tatsächlich stand. Uns ist er bekannt für seine militärischen Erfolge, seinen politischen Reformen, denken wir hier nur an den „Code Civil“ und natürlich an seine Rolle als gnadenloser Kriegsherr in der europäischen Geschichte, die einzigartig ist.

Die Person „Napoleon“ wurde von unzähligen Forschern und Wissenschaftlern durchleuchtet, es wurden zahlreiche Fachbücher, Fachartikel und Abhandlungen über seinen militärischen und politischen Werdegang veröffentlicht, deshalb werde ich mich hierzu recht kurzfassen. Napoleon Bonaparte wurde 1769 auf der Insel Korsika geboren. Er wurde ein erfolgreicher und überaus beliebter Militärbefehlshaber und kam 1799 in Frankreich an die Macht. Das war dem ehrgeizigen Napoleon jedoch nicht genug: Er krönte sich selbst 1804 zum Kaiser.

Mit seinen Armeen eroberte er in jenen Jahren große Teile Europas. Der Russlandfeldzug von 1812 endete jedoch mit einer Niederlage und Napoleon wurde nach Elba verbannt. Doch er entkam und war innerhalb von 100 Tagen wieder an der Macht in Frankreich. Im Jahr 1815 wurde er schließlich bei Waterloo besiegt. Die Engländer brachten ihn auf die abgelegene Insel St. Helena im Atlantik, wo er schließlich 1821 im Alter von 51 Jahren starb, viele Forscher sind sich sicher, dass dabei nachgeholfen wurde, um eine weitere Flucht und eine erneute Machtübernahme zu verhindern.

Doch sein Verhältnis zur Freimaurerei ist ein Thema, das oft diskutiert wird und viele Mythen und Spekulationen birgt. Ich werden mich nun mit Indizien und Argumenten befassen, die Aufschluss geben könnten, ob Napoleon tatsächlich Freimaurer war, denn schriftliche Beweise existieren offiziell nicht. Bevor ich aber nun auf dieses Thema eingehe, möchte ich Ihnen einen kurzen Einblick in die Entwicklung der Freimaurerei in Frankreich geben.

In Frankreich entstand die Freimaurerei 1725 mit Gründung der Pariser Loge Saint-Thomas au Louis d’Argent, die von jakobitischen schottischen Exilanten gegründet wurde. Von da an fasste die Freimaurerei auf französischem Boden festen Fuß und verbreitete sich immens. Noch vor der Revolution gab es in Frankreich 629 Logen, davon allein 65 in Paris! Natürlich waren nicht alle so bedeutend, wie die Loge „Les Neuf Soeurs“ (Die neun Schwestern), der Voltaire, Lafayette und Benjamin Franklin angehörten oder de Loge "Les Amis Réunis" (Die wiedervereinigten Freunde), der Rousseau und Mozart angehörten und in der Napoleon angeblich in den 1780er Jahren verkehrt haben soll.

Aber viele von ihnen wetteiferten darin, die Grundsätze der Gerechtigkeit und Wahrheit zu vertreten. Sie predigten die Gleichheit der Rechte, die Freiheit für alle Menschen und die Brüderlichkeit gegenüber allen Menschen in einem höheren Sinne und forderten die Beseitigung der ungerechten Privilegien und die Emanzipation der Menschheit. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten hochrangigen Revolutionäre, wie Robespierre, Freimaurer waren. Allerdings landeten auch viele von ihnen auf dem Schafott, den die Revolution frisst sehr oft ihre Kinder!

Und nun zur „Gretchen-Frage“: War Napoleon ein Freimaurer? Tatsache ist, dass es kein Dokument gibt, das seine Zugehörigkeit zu einer Loge bestätigen könnte, aber es gibt einige unbestreitbare Fakten, die Napoleons starke Bindung zur Freimaurerei belegen. Auf seiner Heimatinsel Korsika wuchs Bonaparte inmitten von Freimaurern auf. Was kaum bekannt ist: Die Familie Bonaparte entstammt einem alten florentin-ischen Adelsgeschlecht und Napoleon hatte das Recht, seinem Familiennamen den Titel eines Grafen hinzuzufügen, was er aber nie tat. Sein Vater und seine drei Brüder waren Freimaurer, so dass in der Familie wahrscheinlich viel über Freimaurerei gesprochen wurde.

Sein jüngster Bruder, Jerome Bonaparte, wurde im Alter von 17 Jahren in die Loge Mir im Orient von Toulon in die Freimaurerei eingeführt. Er machte Karriere in der Freimaurerei und wurde von Napoleons als König von Westphalen eingesetzt und übte dort auch das Amt des Großmeisters der Großloge von Westphalen aus. Sein älterer Bruder Joseph Bonaparte wurde in die Loge La Parfaite Sincérité im Orient von Marseille aufgenommen. Er wurde 1804 Großmeister des Großorient von Frankreich und von Napoleon als König von Neapel und später als König von Spanien eingesetzt.

Und schließlich Louis Bonaparte, der Vater des späteren Napoleon III., war von 1803 bis 1806 stellvertretender Großmeister. Die Gemahlin Napoleons, Kaiserin Josephine, wurde in eine Frauenloge in Straßburg aufgenommen und bekleidete dort lange Zeit das Amt der Großmeisterin. Sie unterhielt schon zu vorrevolutionären Zeiten über ihren hingerichteten Ehemann enge Kontakte zur Freimaurerei und sie hat Napoleon noch vor seinem militärischen und politischen Aufstieg die ersten Kontakte zu einflussreichen Freimaurern in ihren Salons hergestellt.

Ein weiteres Indiz ist, das es Napoleons Offiziere waren, die an der ägyptischen Expedition teilnahmen, die die Freimaurerei an die Ufer des Nils brachte. General Kleber gründete die Loge Isis in Kairo, bei deren Lichteinbringung Napoleon anwesend war. Sicher ist auch, dass Napoleon Freimaurer, wie beispielsweise seinen Außenminister Talleyrand als politisches Werkzeug nutzte, denn er erkannte schon frühzeitig, dass die Unterstützung von Freimaurern in den unterschiedlichen Ländern von Vorteil sein kann, um seine Macht zu festigen und seine Reformen durchzusetzen. Durch Napoleons Sympathie gegenüber der Freimaurerei wollten viele Offiziere, Politiker, Adelige und Bürger Freimaurerei werden.

22 seiner 30 Marschälle, 5 der 6 Mitglieder des kaiserlichen Militärrats und 6 der 9 Regierungsminister waren Freimaurer! Die Herrschaft Napoleons kann somit als das goldene Zeitalter der Freimaurerei bezeichnet werden. In den 18 Jahren, die er an der Macht war, stieg die Zahl der Freimaurerlogen in Frankreich von 300 auf 1.220, von denen ein großer Teil Militärlogen waren. Napoleon sah in der Freimaurerei ein mächtiges Instrument zur Einigung der Armee, was für seine europäischen Ambitionen sehr nützlich war. Was gegen seine Mitgliedschaft in einer Loge spricht, sind seine stark ausgeprägten Charakterzüge: Es hätte ihm nicht gereicht, dass er "Erster unter Gleichen" gewesen wäre, er musste aus Prinzip "über" der Gleichheit stehen.

Er war nur an der absoluten Macht interessiert. Und nach der Rückkehr aus dem Exil auf Elba zeigte Napoleon eine besonders ablehnende Haltung gegenüber den Freimaurern. Er sah sie nun als potenzielle Bedrohung für seine Autorität und tat alles, um ihren Einfluss zu beschränken und viele Logen lösten sich auf. Zusammenfassend kann festgehakten werden, dass Napoleon in einer Familie von Freimaurern aufwuchs und eine freimaurerische Prägung nicht auszuschließen ist. Durch Josephine erhielt er tiefgreifende Kontakte zu hochrangigen Freimaurern, die ihm militärische und politische Türen öffneten und er war Gast bei der einflussreichsten Loge ihrer Zeit, der Loge „Les Amis Reunis“, auch wenn es hierfür keine schriftlichen Beweise gibt.

Napoleon war ein pragmatischer Stratege, der oft opportunistisch handelte, es ist jedoch unbestritten, dass er die internationalen Kontakte der Freimaurerischen Bruderschaft zur Erreichung seiner politischen Ambitionen und Interessen auch diplomatisch nutzte. Ob er an den freimaurerischen Prinzipien tatsächliches Interesse hatte, oder ob er sie nur aus taktischen Gründen genutzt hat, vermag heute niemand zu sagen, es ist eigentlich auch zweitrangig. Abschließend möchte ich nochmals betonen, dass es keine dokumentierten Beweise für eine offizielle Mitgliedschaft Napoleons in einer Freimaurerloge gibt, allerdings wäre er ohne Freimaurerische Unterstützung nie das geworden, was er war, einer der größten Monarchen in der Weltgeschichte!

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