Körperwelten & Der Zyklus des Lebens 05.01.2025
Hannover [ENA] Heute komme ich zu einer besonderen Ausstellung, die ich in Hannover in diesen Tagen besucht habe. Körperwelten, so der Name, läßt schon vermuten, um was es gehen könnte, doch ich glaube der Inhalt der Ausstellung könnte bei manchen Personen Einfluss auf den Lebenswandel nehmen. Aber von Beginn.
Mehr oder weniger durch Zufall bin ich auf die Ausstellung aufmerksam geworden, die derzeit, genau gesagt seit 23.12.2024 in Hannover Alte Druckerei, direkt am Gelände der Madsack Mediengruppe, der Neuen Presse und dem RND Redaktionsnetzwerk Deutschland stattfindet. Übrigens entweder mit dem Auto wegen dem naheliegendem großen Parkplatz oder direkt mit der U-Bahn U6 mit nur jeweils 5 Minuten Fussweg zum Eingang superschnell erreichbar, war ich am Freitag in der Ausstellung.
Wie es so ist, war ich als Journalist mit einer Kamera bewappnet, aber ausser privaten einzelnen Aufnahmen mit strenger Regelung gilt ausschließlich Foto-/und Videodrehverbot. Und das hier etwas anders ist, merkt man sofort nach dem Betreten der Ausstellung. Eine extreme Ruhe, nur hier und da leises Tuscheln, nur vereinzelt hier und da ein Handy kurz gezückt, es herrscht doch Respekt und ich will sagen Demut in diesen Hallen.
Und ja, wer dann durch das Ausstellungsgelände geht, wird schnell merken, das es hier Dinge zusehen, zu lesen und über Audio zu hören gibt, die man so nicht kannte oder überhaupt nicht kannte. Ich sag es mal in meinen Worten: Die Ausstellung ist in mehrere Bereiche gegliedert, zu Beginn erfahren sie etwas über die Zyklen eines Embryo, das erst in 1-Wochen-Schritten, dann später in größeren Zeitabschnitten dargestellt ist. Bei jedem Plastinat, so nennen sich die Ausstellungsobjekte, wird veranschaulicht und kann eben auch exakt beobachtet werden, wann sich bei einem Embryo / Fötus / Baby was entwickelt und wann etwas zu sehen ist.
Und schon erste Unsicherheiten. Wann wird denn welcher Begriff benutzt ? Von einem Embryo redet man von der Befruchtung bis zum Ende der 8./9. Schwangerschaftswoche, danach von einem Fötus bis letztlich zur Geburt des Babys. Eigentlich einfach wenn man es weiß. Ist der Mensch dann erst einmal geboren, geht es sozusagen an seine Substanz. Viele der Plastinate befassen sich nun mit dem „ Inneren des Menschen „, bedeutet: Jedes Organ, aber wirklich jedes wird wiederum in Gruppen, sozusagen von Kopf bis Fuß, dargeboten, oftmals nicht nur als Ganzes, sondern auch in Querschnitten. Aber was gehört zu den Organen dazu ?
Richtig, zum Beispiel die Nerven und Blutbahnen. Haben sie oder wissen sie eigentlich, wieviel Blutgefäße, welche Ansiedlung dünnster Äderchen sich im Kopfbereich, in und um das Gehirn, befinden ? Lunge, Herz, Leber, 3 der wichtigsten Organe des Körpers neben dem Gehirn, die eine besonders starke Durchblutung benötigen bzw. in Sachen Herz auch Sekunde für Sekunde, Minute für Minute, Stunde um Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr im Körper verteilen. Das beispielsweise der Ausfall der Blutversorgung im Gehirn für nur 10 Sekunden zur Bewußtlosigkeit führt ?
Wie gesagt, nicht nur die Blutbahnen, auch die Nervenstränge, Sehnen und Muskeln, Verästelungen in der Lunge, es gibt nix, was im Körper vorhanden ist und sie nicht live sehen können. Und das macht diese Ausstellung aus. Jetzt fragen sich viele und auch ich, woher haben die denn die ganzen Präparate her, das kann doch nicht echt sein ? Doch, denn es gibt eine nicht unwesentliche Anzahl an Spendern, die zu Lebzeiten verfügen, ihren Körper für die Ausbildung von Ärzten, für Versuche und Studien whatever zur Verfügung stellen. Die Zahl dieser Menschen liegt im übrigen im 5-stelligen Bereich.
Und das diese und auch andere Ausstellungen in diesem Jahr in Deutschland stattfinden können, haben wir 2 Medizinern zu verdanken, Dr. Gunther von Hagens und Dr. Angelina Whalley, die in unermüdlicher Arbeit schließlich diese Ausstellung ermöglicht haben. Aber Moment, wir sind ja längst nicht durch. Wir haben jetzt Organe gesehen, wir haben die Versorgungs- / Bewegungs- und Schmerzkanäle gesehen, doch es fehlen noch 2 interessante weitere Bereich, die beleuchtet werden. Und eine davon wird vielen Besuchern dann doch zu denken geben, da bin ich sicher. Also ich sag es mal vorab:
Nachdem ich mehrere optische und erklärte Plastinate und Präparate von kranken Organen oder Körperregionen gesehen habe, kamen mir doch so Ideen in den Kopf, wie ich das persönlich beeinflussen könnte oder was schon vermutlich ein Problem darstellt. Eigentlich müßte ein Besucher, der alles ernst nimmt, nach der Ausstellung sofort seinen Zuckerkonsum einschränken, Fette reduzieren, aufhören mit Rauchen und regelmäßigem Alkoholgenuß, sein Übergewicht bekämpfen und sich regelmäßig und auf verschiedenste Art bewegen. Natürlich kann nichts des vorgenannten sicher irgendwelche gesundheitlichen Probleme sicher ausblenden aber das Risiko eines zu bekommen doch mindern.
Denn gerade hier bietet diese Ausstellung auch schonungslose Aufklärung, die wie ich finde richtig ist sein muß und dazugehört. Einmal zeigt sich ein normales Herz, daneben ein stark vergrößertes Herz, das aufgrund beispielsweise eines jahrelangen Bluthochdrucks und dem Mehraufwand an Pumpleistung so gewachsen ist. Und die nächste mögliche Stufe wäre dann beispielsweise ein Bypass ein künstliches Herz oder ein Herzschrittmacher, wenn das Herz „ aus dem Rhythmus „ kommt oder die Leistung in Form einer Herzschwäche nicht mehr bringen kann.
Das klassische Beispiel einer „ Wohlstandskrankheit „ ist die Rauerlunge, hier in der Ausstellung neben einer gesunden Lunge eben ich sag mal graubraun zu sehen. Daneben steht ein Glas mit einer Teerfüllung, eine Menge, die nach Angaben nach 10 Jahren bestimmtem Rauchverhaltens sich in der Lunge absetzt. Es gibt in den Ausstellungsbereichen eigentlich nichts, was sie an klassischen „ Wohlstandskrankheiten „ nicht sehen können. Dazu gehört beispielsweise auch eine Fettleber bei Übergewicht, verstopfte Arterien durch Ablagerungen, sogar die Auswirkungen eines Schlaganfalls und die Bedeutung im Gehirn, das heisst was geht da ab bevor während und womöglich nach dem akuten Schlaganfall tut sich ja was im Gehirn.
Und ich als einer von Millionen Betroffener, die an Bluthochdruck, Übergewicht und inzwischen auch Diabetes Typ II leiden, ich muß es so ehrlich sagen, habe mich während der Ausstellung manchmal gefragt oder oft gehofft: Sieht es bei mir im Körper auch so aus, oder hoffentlich ist es nicht so. Und dann bestellt man sich einen Tag später wieder 2 Döner ins Haus und hat nix gelernt. So die Wahrheit, sicherlich bei vielen. Es ist keine erzieherische Ausstellung, die Ängste, Schrecken und Furcht erzeugen soll, sondern es wird einfach faktisch erklärt und optisch untermalt, was es geben kann, was es heutzutage häufig gibt und wie sieht das im Körper aus oder was macht das im Körper. Nicht mehr und nicht weniger.
Und wenn ein Besucher etwas mitnimmt, was ihm später hilft, ist da eben ein Nebeneffekt. Aber eines nehmen die Besucher auf jeden Fall mit: Ich behaupte, kein Biologieunterricht, kein Studium an der Uni egal was jemand im Leben durchlebt hat, selbst ein Arzt oder OP – Arzt im Klinikum oder Professor haben so viele und detaillierte Kenntnisse über den gesamten Körper erfahren wie sie hier sehen, hören und lesen können. Abgerundet wird die Ausstellung durch diverse Plastinate in Bewegungen oder bei der Ausübung einer Tätigkeit, sei es zum Beispiel beim Fussball oder Bogenschießen oder bei einer Gymnastikübung.
Gezeigt und erklärt werden beispielsweise das Zusammenspielen der Muskelgruppen, die Funktionen anderer ich nenne es Körperbestandteile und natürlich ist bei jedem Plastinat fast alles sichtbar wie bei einem „ gläsernen Mensch „. Also ich könnte noch diverse Seiten füllen um über die Ausstellung zu reden aber sie sollen sie ja selbst erleben. Also ich habe fast 2 Stunden gebraucht, um ohne das Nutzen der Video- und Audiomöglichkeiten an alles Plastinaten vorbeizugehen. Oftmals habe ich mir aber die Beschreibungen durchgelesen.
Ich empfehle ihnen den Besuch auf den Vormittag zu legen weil dann ab dem frühen Nachmittag die Besuchszahlen hochgehen, auch viele Familien die Ausstellung mit Kindern nutzen. Empfohlen wird desweiteren die Tickets vorab online zu kaufen und gleich ein Zeitfenster des Besuchs mitzubuchen, damit eventuelle Wartezeiten vor Ort vermieden werden. Die Ausstellung in Hannover ist montags bis freitags von 9 – 18 Uhr geöffnet, an allen anderen Wochentagen oder Feiertagen von 10 – 18 Uhr. Letzter Einlass jeweils 1 Stunde vor Schließung. Macht aber in der Praxis keinen Sinn, weil sie definitiv länger als eine Stunde benötigen, wenn sie sich auch nur ansatzweise ernsthaft mit der Ausstellung befassen wollen.
Ab dem 11. April 2025 dann wird in der Kleinen Olympiahalle in München die Ausstellung eröffnet, weitere Termine sind ab 16. Mai 2025 in Magdeburg in der Hyparschale. In Berlin im Fernsehturm Alexanderplatz, in Heidelberg Altes Hallenbad und Guben Plastinarium sind Dauerausstellungen zu besichtigen. München hat das Thema Körperwelten – Am Puls der Zeit und zeigt Plastinate aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, das inzwischen mehr als 21.000 Spender hat. Magdeburg hat die gleiche Thematik wie Hannover. Wer sich schon vorab informieren möchte, kann das auf der offiziellen Webseite tun, die natürlich viel umfangreichere Informationen hat als ich.
Nanu, sie vermissen viele Fotos bei dem Bericht, wie das bei mir eigentlich üblich ist ? Fotos sind auf der Ausstellung nur privat und in angemessener Zahl zulässig. Pressefotos müssen vorher gesondert genehmigt werden und unterliegen wie den zur Verfügung gestellten Fotos des Veranstalters strengen Richtlinien, daher nur 2 Fotos. Ausnahme ist das Titelfoto das nicht vom Ausstellungsbereich stammt. Hab ich was vergessen ? Ich hoffe nicht, wenn jemand noch wichtige Infos hat oder wichtige Korrekturen wegen möglicher medizinischer Begriffe oder Beschreibung einfach mich anmailen.
Und natürlich hat dieser Bericht nix mit ärztlicher oder gesundheitlicher Beratung zu tun, aber sein Gehirn darf man ja einschalten und persönliche Erfahrungen und Wissen einfliessen lassen, gelle ? Und vielleicht ein wenig passend dazu meine aktuelle Buchwerbung, das schon zu Körperwelten passt, wenn auch mehr auf der psychologischen Seite: Vom Gehirn – Besitzer zum Gehirn – Benutzer. Auf fast 700 Seiten erfahren sie alles rund um das Gehirn. Übrigens bekomme ich nix für diese Information, die Autorin Vera F. Birkenbihl ist leider schon länger verstorben.