Sonntag, 19.01.2025 10:13 Uhr

Hallo, ich verstehe Sie nicht.

Verantwortlicher Autor: Wolfgang Weichert Stuttgart, 09.01.2025, 20:27 Uhr
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Hörgeräte ja/nein?
Hörgeräte ja/nein?  Bild: Wolfgang Weichert

Stuttgart [ENA] Na dann „Rein ins Fachgeschäft, Hörgerät reinstecken und alles wird gut.“ So suggeriert die Werbung. Aber die Wirklichkeit ist leider etwas anders und auch etwas anstrengender. Aber keine Angst, es lohnt sich diesen Schritt zu gehen. Ich möchte Mut machen, diesen Schritt dennoch zu gehen.

Schritt eins, der Ohrenarzt: Natürlich muss man erst einmal den Mut haben zum Ohrenarzt zu gehen und einen Hörtest zu machen. Man hört ja nicht schlecht und man kann das Ganze ja überbrücken. Auch ich habe das jahrelang gemacht. Aber wenn einem Angehörige und Freunde öfter sagen, dass man schlecht hört sollte man hellhörig werden und ehrlich zu sich selbst sein. Und warum dann erst zum Ohrenarzt gehen? Erst wenn der bestätigt, dass man Hörgeräte benötigt, kann man mit der Verordnung zu einem Hörgeräteakustiker gehen.

Schritt zwei, Auswahl des Hörgeräteakustiker: Man sollte sich bei der Auswahl des Hörgeräteakustiker auch mal bei Leuten die bereits ein Hörgerät haben informieren. Ich hatte das Glück, eine guten Hörgeräteakustiker empfohlen bekommen zu haben. Mir war auch wichtig, dass dieser Hersteller-unabhängig arbeitet. Schritt drei der erste Besuch beim Hörgeräteakustiker: Der erste Besuch beim Hörgeräteakustiker. Hier durchläuft man jetzt die ganzen Tests, die man beim Ohrenarzt schon gemacht hat noch einmal. Dann werden noch Abdrücke vom Innenohr gemacht für die „Ohrstöpsel“.

Schritt vier die Tests: Bei diesem Besuch meinte mein Hörgeräteakustiker: „Ich mache jetzt erst einmal Ihr Leben wieder laut, sehr laut und sie müssen das Hören wieder neu lernen.“ Dann verpasste er mir die Hörgeräte. Und ja, es wurde Laut. Sehr laut. Man hört plötzlich wieder Dinge, die man nicht mehr gehört hat und gewohnte Dinge klingen plötzlich ganz anders. Der Heimweg fühlte sich total doof an. Und zu Hause angekommen kann man dann den Fernseher getrost um mindestens zwei Lautstärkestufen runter schalten. Dann folgte der erste Tag mit den neuen Dingern in den Ohren. Was gibt es denn alles für Geräusche. Man sitzt im Lokal und versteht plötzlich wieder was die Leute um einen herum erzählen.

Man muss nicht mehr öfters nachfragen, was gesagt oder gefragt wurde. Allerdings hat man am Abend eine Art Geräuschüberflutung. Man ist vom Kopf her total fertig. Nach der ersten Test-Woche waren die Eindrücke gefühlt dann nicht mehr ganz so heftig. Beim nächsten Besuch bekam ich dann andere Hörgeräte verpasst (die Teile ohne Komfort). Ich sollte testen, ob ich den Komfort benötige oder auch ohne den Komfort auskomme. Was bedeutet der Komfort? Der Komfort besteht darin, dass man besser hört, woher die Geräusche, die Sprache etc. kommen. Die Nebengeräusche werden besser herausgefiltert. Geräuschüberflutung: Man hört plötzlich, das Abrollgeräusch der Autos im Regen komplett anders.

Das Rascheln von Papier ist das „schlimmste“ neue Geräusch. Das Abreißen vom Toilettenpapier nimmt im Ohr andere Dimensionen ein. Fusseln vom T-Shirt mit der Hand weg wischen, die Toilettenspülung, der Wasserhahn. Und plötzlich hört man den Pling-Ton der Mikrowelle auch im Nebenzimmer. Das Knirschen von Sand unter den Schuhen. Am Kopf kratzen, die Regentropfen, die auf die Mütze fallen etc. Wichtig: Die Ohrstöpsel müssen gut sitzen. Soll heißen, wenn sie gut sitzen merkt man die im Ohr fast nicht mehr. Bei mir störte der linke Ohrstöpsel. Und ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, ich habe Watte in den Ohren. Für meinen Hörgeräteakustiker kein Problem, er ließ ein neues Teil anfertigen.

Ganz wichtig, lasst die Dinger so lange drinnen, wie möglich. Man muss das Hören wieder neu lernen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Hörgeräte ohne Anpassung des Teils, dass im Ohr sitzt zu einem guten Erfolg führt. Das Teil ist ein Fremdkörper im Ohr und damit muss man leben und das gut, sonst wird es zum Störenfried. Akku oder Batterien: Mir haben viele Leute, die ein Hörgerät besitzen zu Batterien geraten. Wenn leer, kann man die sehr schnell tauschen. Bei Akku dauert es halt ca. 3 Stunden, bis die wieder voll sind. Bisher reichten meine Akkus vom Aufstehen, bis ins Bett gehen aus. Und ich bin von ca. 7:00 Uhr bis 01:00 Uhr auf. Nachts laden die zu 100%. Also wird die Akkuvariante mir ausreichen.

Und wenn einmal nicht, ich bin ja zum Glück nicht taub ohne diese Dinger. Und noch ein positiver Effekt, sobald ich die Hörgeräte trage, tritt mein Tinnitus absolut in den Hintergrund und ist fast nicht mehr hörbar. Ein weiterer Vorteil, ich kann die Teile mit meinem Smartphone koppeln und damit telefonieren. Man muss das Telefon nicht einmal mehr aus der Tasche nehmen. Mein Fazit: Mut zum neuen Hören, es lohnt sich.

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