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26.04.86 Gedenken 35 Jahre nach Tschernobyl Unfall 30.04.

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Goettingen, 30.04.2021, 18:23 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Politik +++ Bericht 8802x gelesen
Tschernobyl 2013 noch mit dem alten Schutzdach
Tschernobyl 2013 noch mit dem alten Schutzdach  Bild: Uwe Hildebrandt

Goettingen [ENA] Nanu, werden jetzt einige sagen, der Hildebrandt ist ja 4 Tage zu spät mit seinem Bericht. Nein, ist er nicht, ich wollte nur die Gedenkfeiern, Trauerfeiern usw. nicht durch ein paar Tatsachen stören, die einfach mal den Generationen und Personen, die die Wahrheit aus Altersgründen nicht kennen.

Und die natürlich in Schulen und auch anderswo in Medien selten bis gar nicht gesagt wird, offenzulegen. Die größte Lüge beginnt nämlich schon mit dem Satz: Der größte Atomreaktorunfall in der Geschichte. Es war ja gar kein Unfall, sondern eine leitende Person im Kontrollraum hat einen Versuch angeordnet unter Bedingungen, die nicht regelkonform waren und alle Warnungen mit seiner Arroganz und Macht in den Wind geschlagen. Die Explosion wurde dadurch künstlich ausgelöst durch eine Aneinanderkettung von Fehlbefehlen, die insbesondere jüngere noch unerfahrene Mitarbeiter ausgeführt haben, um ihre Karriere nicht beendet zu sehen.

Das schöne Kiev, rund 200 km von Tschernobyl entfernt
Das schöne Kiev, rund 200 km von Tschernobyl entfernt
Das schöne Kiev, rund 200 km von Tschernobyl entfernt

Nach der Explosion sind riesige Mengen Radioaktivität nicht nur kilometerweit in die Luft geschleudert worden, während des länger als einen Tag andauernden Brandes und Tage danach konnten ungehindert radioaktive Stoffe weiter in die Luft gelangen und sich durch Winde erst über die Ukraine und Polen, später auch über nördliche Länder wie Finnland, Schweden und Norwegen weiter bewegen, dann nach Deutschland und teilweise wieder zurück.

Wie nicht anders zu erwarten, hat die Sowjetunion trotz Kenntnis der schweren Vorfälle solange es ging einfach alles vertuscht und dann erst kleingeredet, bis die erhöhte Strahlung durch Messungen in den Nordländern erfasst wurde und schließlich der Ursprung ausgemacht wurde. Das perfide daran: Weder die Arbeiter noch die Bewohner der Arbeiterstadt Prypiat wurden von dem Vorfall informiert, die Bürger und Kinder tummelten sich wie eh und je auf den Strassen und Spielplätzen in der Sonne am Tag danach, alles war ganz normal, in der Nacht zuvor waren einige Bürger auf einer nahegelegenen Brücke zusammen gekommen, um das nächtliche Leuchtschauspiel zu verfolgen.Diese Brücke heisst heute Todesbrücke. Weil von den Schaulustigen keiner mehr lebt.

Und wie wir alle ja heute wissen, wurde weder die Feuerwehr, die als erstes ohne jeden Schutz am Ort des Geschehens den Brand löschen sollte, über die Gefahren informiert, noch die Tausenden von Helfern, die später den Schutt wegräumen mußten. Einfache Masken und Schutzwesten waren das, was sie hatten. Tausende starben später und lange Zeit danach durch Spätfolgen der Strahlen. Und wer aus Unkenntnis glaubt, weil das so lange her ist, ist alles erledigt und vorbei, den muß ich enttäuschen. Eines der längerlebigen Stoffe ist nach 30 Jahren gerade einmal zerfallen, d.h. hat die Strahlungsintensität halbiert, von Cäsium 137 ist die Rede.

Plutonium oder Uran haben eine Halbwertszeit von 24.000 bzw. 245.000 Jahren, nicht Tagen, nicht Minuten. Wer weiß ob die Erde noch so lange erhalten bleibt. Im übrigen sei dazu noch gesagt, selbst in Kiev, rund 200 km von Tschernobyl entfernt, wird heute noch bei Reisen dringend empfohlen, kein Wasser aus der Leitung zu trinken und Zähne nur mit Mineralwasser zu trinken. Nach Vollduschen ist es wichtig, sich gründlich abzutrocknen.

Chernobyl Ortsschild - Dieses Dorf gibt es wirklich, wird nur ungerne gezeigt
Der Friedhof mit einheimischen Toten
Das Leben geht hier irgendwie unter den wenigen normal weiter

Aber warum sage und schreibe ich das ? Heute haben wir eine Coronapandemie, und die Bundesregierung und ihre Ministerien informieren uns angeblich korrekt und ausführlich über neue erforderliche Maßnahmen, Gefahren und Vermeidung, Sicherheit der Masken, Tests und Impfungen. Alles toll alles sicher, alles wichtig. Die meisten Fachleute (Virologen usw.) gehen in diese Richtung, Gegenstimmen gibt es immer. Aber für wie korrekt und ausführlich halten SIE als Leser eigentlich die verbreiteten Informationen Maßnahmen Unbedenklichkeiten usw. in Sachen Corona ?

Da dies kein Corona Bericht ist, werde ich das hier nicht bewerten, werde Ihnen jetzt aber interessante deutsche Details in Sachen Informationen Tschernobyl bringen, die sie so vielleicht noch nicht kennen und sie doch zum Nachdenken bringen. Denn wir wissen ja, Deutschland ist ein offenes demokratisches Land, und jetzt kommt wieder der Spruch vom Kanzleramtspressesprecher Seibert: Wir informieren stets umfassend und transparent. Na dann lesen sie mal weiter. Ein Tagebuch von Aussagen und Gegebenheiten der ersten Woche nach der Katastrophe.

Die Tagesschau vom 29.04.1986 meldet einen Nuklearbrand der 3 Tage nach dem Ausbruch immer noch nicht unter Kontrolle sei. Auf die Frage an den damaligen Minister Zimmermann CSU, ob eine Gefährdung der Bevölkerung auszuschließen sei, seine klare Antwort: Ja, absolut auszuschließen. Das wissen wir heute viel besser, das das einfach gelogen war. Derweil in den Nachrichten keine Infos zu Strahlung in Deutschland, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Und ganz nebenbei: Natürlich auch in der Aktuellen Kamera des DDR Fernsehen alles bestens, keine Gefahr. Aber da erwartete man ja auch nix anderes.

Teilansicht Prypiat
In Prypiat
In Prypiat

Am 30.4 erklärt Wladislaw Terechow von der sowjetischen Botschaft Bonn: Es gibt überhaupt keine Gefahr für die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland oder in anderen Ländern. Der Ausmaß der Havarie ist von begrenztem Charakter. Klar war der von begrenztem Charakter, aber großflächig über Tausende Kilometer begrenzt. Weiterhin auch in der DDR nur Nachrichten darüber keine Gefahr für die Bevölkerung. Am 1.5.dann wird empfohlen: Luftfilter in den Motoren der Autos wechseln, Autos waschen.

Am 2.5. Kühe sollen nicht auf die Weide geschickt werden für wenige Tage, so Erich Oberhausen von der damaligen Strahlenschutzkommission. In Prypiat dagegen die Anweisung, für wenige Tage die Häuser und Wohnungen zu verlassen, nur das Nötigste mitnehmen, für wenige Tage Essen und Trinken, Wasser, Strom abdrehen, Fenster schließen. Es kommen Lkw Kontrollen in Herleshausen, diverse LKWs aus Polen und der Sowjetunion werden gestoppt und festgehalten, ein Großteil davon ist stark belastet, Entsorgung steht an.

Am 3.5. in der Tagesschau: Gefahr erhöhter Strahlenbelastung im Boden, in Bayern sollen Kinder nicht im freien spielen bzw. sie danach gründlich waschen. Das Hess. Sozialministerium rät Bürger wegen zu erwartenden Regenfälle nicht ins Freie zu gehen. Das Regenwasser im Saarland heute zeigt eine starke Strahlenkonzentration. Am 4.5. An einigen Orten der BRD werden steigende Strahlenbelastungen gemeldet, im süddeutschen Raum hat die Belastung des Bodens deutlich zugenommen. Auf die Frage eines Journalisten, ob durch die Regenfälle der letzten Tage höhere Bodenbelastung herrsche, antwortet der damalige Staatssekretär Chory vom Gesundheitsministerium: Ja es ist etwas von dem radioaktiven Staub auf die Erdoberfläche gekommen.

Insbesondere auf die Pflanzen. Eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung ist nicht gegeben. Am 5.5. bemängelt der Umweltminister von Hessen, Fischer, die Zulassung 500 Becquerel pro Liter, das sei zu hoch und bedeute 2x die empfohlene Jahresdosis. Es sickert durch: Jetzige Regelungen stehen im Widerspruch zu der angeblichen Feststellungen von keiner Gefahr. Derweil neue Anregungen: Man solle das Augenmerk auf Milch und Gemüse lenken, so Erich Oberhausen von der Strahlenschutzkommission. Derweil gibt es erste Verkaufsverbote von Blattgemüse und Waren aus Freilandanbau. Teilweise werden Spielplätze geschlossen, das erste Freibad wird geschlossen.

Zeitzeugen der Katastrophe
Zeitzeugen der Katastrophe
Zeitzeugen der Katastrophe

Am 7.5. Herr Schäuble, damals Kanzleramtsminister, erklärt: Wir haben unter Beteiligung aller Ressourcen und Beratungen der Sachverständigenkommissionen nochmals festgestellt, das es zu keiner Zeit eine Gefährdung unserer Bevölkerung gegeben hat und das eine Gefährdung auch nicht besteht. Eine glatte Lüge, wir wissen es heute besser. Düsseldorf meldet 50.000 Becquerel Strahlenwert pro qm Boden.

Am 8.5. Erich Oberhausen Strahlenschutzkommission rät Eltern das die Kleinkinder mit Trockenmilch ernährt werden sollten wenn es um maximale Sicherheit geht, es gäbe kaum Nischen wo man der Strahlung entweichen kann. Derweil werden Fussballspiele in Bremen abgesagt. Am 13.5. wird aus Gründen der hohen Strahlenwerte ein Drittel der gesamten Blattspinaternte in Deutschland vernichtet. Ende des Tagebuchs.

Aktuelle Messungen in Prypiat
Aktuelle Messungen in Prypiat
Aktuelle Messungen in Prypiat

Das war mein Bericht zu Tschernobyl, jetzt denken Sie mal darüber nach über Glaubwürdigkeit der Politik, wenn es um Bürgerinformationen geht, die eine Katastrophe und deren Auswirkung beschreiben müssen. Und unter dem Gesichtspunkt, Panik muß in jedem Fall zu jeder Zeit vermieden werden. Und darüber, das jetzt in Fukushima einfach das verstrahlte Wasser ins Meer geleitet wird. Und keinen interessiert´s. Aber ob junge Leute unbedingt nach Tschernobyl reisen müssen als touristischer Ausflug, um Abenteuerurlaub, eventuell den Letzten, zu erleben: Tödliche Krankheiten kann man sich auch gleich hier vor Ort holen, und die kosten nix.

Das war mein Bericht zu Tschernobyl, jetzt denken Sie mal darüber nach über Glaubwürdigkeit der Politik, wenn es um Bürgerinformationen geht, die eine Katastrophe und deren Auswirkung beschreiben müssen. Und unter dem Gesichtspunkt, Panik muß in jedem Fall zu jeder Zeit vermieden werden. Und darüber, das jetzt in Fukushima einfach das verstrahlte Wasser ins Meer geleitet wird. Und keinen interessiert´s. Aber ob junge Leute unbedingt nach Tschernobyl reisen müssen als touristischer Ausflug, um Abenteuerurlaub, eventuell den Letzten, zu erleben: Tödliche Krankheiten kann man sich auch gleich hier vor Ort holen, und die kosten nix.

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