Strassenmusik zur Belebung des öffentlichen Raums

Leider wird Strassenmusik häufig als Bettelei stigmatisiert. Es gibt Berichte über organisierte Gruppen, die den ganzen Tag arme Leute spielen lassen. Am Abend wird das Geld eingesammelt und die Musiker leben unter prekären Bedingungen. Diese Strukturen versucht die Polizei zu verhindern.  Sogleich wird Strassenmusik als Gewerbe behandelt. Genehmigungen sind Pflicht, und Musiker sollen „Vorspielen“ und eine Gebühr entrichten. Solche Regularien werfen die Frage auf: Ist Straßenmusik ein Gewerbe? Oder vielmehr ein kultureller Beitrag, der von Bürgern geschätzt wird und zur Belebung des öffentlichen Raums beiträgt?

Strassenmusik ist ein hartes Geschäft. Die Einnahmen reichen oft kaum, um die einfachsten Bedürfnisse zu decken, geschweige denn ein Hotel zu finanzieren. Wer populäre Stücke spielt und dabei ausdauernd ist, der verdient etwas – doch der Kontakt mit dem Publikum bleibt meist flüchtig. Ein flüchtiges Lächeln, ein Münzwurf – selten kommt es zu einem echten Austausch. Und, damit überhaupt Geld verdient wird, werden Einkaufsstrassen in grossen Städten belebt und manchmal auch beliebte Tourismusziele. Strassenmusik wird so zur Randerscheinung und unterwirft sich den Kommerz.

Es gibt jedoch auch Beispiele für die Wertschätzung von Strassenmusik. Das Bardentreffen in Nürnberg ist eine der grössten Veranstaltungen dieser Art und zeigt, wie Strassenmusik zum Konzertevent wird. Mit Bühnen und finanzieller Unterstützung lockt das Festival jährlich Tausende Besucher an. Das Bardentreffen könnte auch für kleinere Orte ein Vorbild sein. Die Förderung von Strassenmusik – sei es durch gezielte Veranstaltungen, kleine finanzielle Anreize, Finanzierung der Reise  – wäre ein Schritt, um den kulturellen Wert dieser Kunstform anzuerkennen. Straßenmusik ist mehr als nur Unterhaltung: Sie bringt Leben in die Städte, schafft Begegnungen und erinnert uns daran, wie viel Freude in der Einfachheit der Musik liegt.