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Papyrusmuseum Wien Sonderschau "Göttlich und Gegessen"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 18.06.2024, 18:01 Uhr
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Wien [ENA] Griech*innen und Römer*innen, die das alte Ägypten besuchten, waren oft verwundert über das Ausmaß der Tierdarstellungen, die sowohl menschliche als auch göttliche Assoziationen weckten und eine komplexe, hochentwickelte geistige Auseinandersetzung mit dem Thema Tier und Mensch in einer transzendenten Überhöhung zu einem Götterglauben vermuten lassen. "Alle dort lebenden Tiere gelten bei ihnen als heilig".

"Nicht nur die Haustiere, sondern auch die anderen" schrieb angeblich der griechische Geschichtsschreiber Herodot. Zwar haben wahrscheinlich ähnliche Entwicklungen auch in anderen antiken Kulturen stattgefunden, aber das geistige Wesen des Tieres wurde vielleicht tiefer und grundsätzlicher bei den alten Ägyptern nicht nur empfunden, sondern auch ganz bewusst von einer mächtigen Priesterklasse in einem System zusammengefasst. Vielleicht lässt die Aussage des deutschen Dichters Johann Gottfried Herder "Der Menschen ältere Brüder sind die Tiere" auf eine Art "Erinnerungskultur" schließen, in der diese "Brüderlichkeit" in einer hochentwickelten kulturellen Blüte im Land am Nil geheimnisvollen Ausdruck fand.

In den alten Texten wurden mindestens 30 heilige Tiere erwähnt, darunter die Kuh (Hathor), die Katze (Bastet), der Schakal(Anubis), der Ibis(Thot), der Falke(Horus) oder der Stier(Apis). Anscheinend ist die Seelenverwandtschaft mit dem Tier dort noch einmal aufgeblüht, nur um irgendwann wieder in Vergessenheit zu geraten, besonders im Zuge der landwirtschaftlichen Nutzung, in der das Tier endgültig zum seelenlosen Nutztier degradiert, dessen Milch, Fleisch oder Fell verwertet wurde. Die neue Schau im Papyrusmuseum "Göttlich und gegessen- Die ambivalente Beziehung von Mensch und Tier im Land am Nil" zeigt eine facettenreiche Auswahl von 72 Exponaten aus den umfangreichen Beständen der Papyrussammlung der Östrreichischen Nationalbibliothek.

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