
"Krieg am Ende der Welt" zwischen Politik und Religion
Wien [ENA] Von einer tiefen Tragik und Zerrissenheit entfaltet sich der Roman des peruanischen Schriftstellers, Politiker und Nobelpreisträger Mario Vargas Llosas "Der Krieg am Ende der Welt" in einem apokalyptischen Szenario, das einmal mehr an die Verwünschungen und Verheißungen testamentarischer Prophezeiungen anknüpft und das christliche Leidensdrama in die öde Trockenheit und Unermesslichkeit der Sertão setzt.
Politik und Religion, Vernunft und Glaube als unüberbrückbare Gegensätze erschaffen in der Geschichte eine spannungsgeladene Atmosphäre von Gewalt, Grausamkeit und religiösen Fanatismus und lässt eine Vielzahl von Charaktere entstehen, die wie aus Granit gemeisselt, letztendlich im Feuer der Sehnsucht verbrennen. Viehtreiber, Feldarbeiter, Verbrecher, Mörder, Sklaven und Indianer folgen dem charismatischen Wanderprediger nach, der Ende des 19.Jahrhunderts in der Region Bahia eine christliche Kommune der Ärmsten gründete, die im Krieg von Canudos vom Staat grausam zerstört wird. Der "Ratgeber" und seine Anhänger warten auf die Erscheinung des Königs der für den Gottesstaat und gegen die Trennung von Staat und Kirche in einer Republik kämpft.
Der 1936 geborene und am 13. April 2025 verstorbene Mario Vargas Llosa war einer der führenden lateinamerikanischen Romanciers, der sich aber auch in der peruanischen Politik engagierte und Vorsitzender einer neuen liberalen Partei wurde. Den Nobelpreis für Literatur erhielt er 2010 für seine "scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands". Viele von Llosas Werke spielen in Peru und kritisieren oft undemokratische, korrupte und gewaltbereite links-oder rechtsgerichtete Regierungen. In dem historischen Roman "Der Krieg am Ende der Welt" von 1981 wird die Landplage als das erste Anzeichen der Ankunft des Antichristen zur Strafe hochstilisiert, die der Auferstehung der Toten und dem Jüngsten Gericht vorausgehen.