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"Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller-Cook Wien, 17.08.2022, 10:47 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 10395x gelesen

Wien [ENA] Das Erfolgsbuch, über 1 Million Mal verkauft und in 15 Sprachen übersetzt "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin" spiegelt sehr gut die Psychologie der Zeit am Ende des 20.Jahrhunderts wieder, die von einer Befreiungssehnsucht träumte und dabei tief in die psychologische "Trickkiste" einer Verhaltungsforschung gegriffen hat, die mit dem Heilsversprechen der Persönlichkeitsveränderung zu punkten suchte.

Und wirklich schien der Kauf des Buches mit den Handlungsanleitungen und dem paradox aufsehenerregenden Titel schon als Voraussetzung für einen Befreiungsschlag gegen sogenannte althergebrachte Rollenmuster zu sein. Nicht alle, die auf diese Bewegung aufsprangen und ihr Glück als frech, frei und böse versuchten, sind erfolgreich geworden. Viele Frauen haben sich eine blutige Nase geholt und sind vielleicht im Abseits in einer ewigen Proteststimmung gegen alles was Anpassung verlangt unter Gleichgesinnten übrig geblieben. Kein Zweifel, einige, die Schlauen, haben sehr wohl das Vermarktungspotential dieser paradoxen Psychologie begriffen und damit ordentlich Geld gescheffelt und sich alle Wünsche nach Familie und beruflichen Erfolg erfüllt.

Tatsache aber ist, dass diese Frauen sowieso stark sind und bravös in jeder Zeit und Gesellschaft sowohl die Angepasste als auch die Freche spielen können und fast instinktmäßig richtige Lebensentscheidungen treffen ohne allzuviele Fehler zu machen, sodass diese eigentlich die Profiteurinnen des Buches sind, weil damit ihr Handlungsspielraum vergrößert wird. Aber genau dadurch zeigt sich, dass wir unseren Charakter mit seinen Stärken und Schwächen fast schicksalshaft tragen und uns dadurch zu einer Persönlichkeit entfaltet haben, die in ihrer speziellen Art leben und überleben will, darf und muss. Dass Ute Erhard mehr Mut, Frechheit und Selbstbehauptung von Frauen fordert ist symptomatisch für eine Zeit, die grenzenlos zu sein scheint.

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