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Günter Brus. Bild-Dichtungen

Verantwortlicher Autor: Carlo Marino Rom, 01.06.2021, 10:11 Uhr
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Rom [ENA] Eine Ausstellung, kuratiert von Roman Grabner, mit dem Titel: Günter Brus. Bild-Dichtungen, findet 18.06.-17.10.2021in BRUSEUM Graz statt. Nach der Zerreißprobe 1970 seiner Aktionszeit, begann Brus ein zeichnerisches und literarisches Werk, das mehrere 10.000 Blätter umfasst. Am Übergang steht der 1971 publizierte Text-Bild-Band Irrwisch.Es sind anarchische Sprachfluten, Kaskaden von Reimen, Neologismen,

Kalauern und Nonsens, die jede inhaltliche Stringenz und Nacherzählbarkeit aufkündigen und von destruktiven und verstörenden Zeichnungen kontrapunktiert werden. In einer Zeit, in der sich ein Umbruch in seinem Schaffen andeutet, dessen Richtung und Konsequenz er mehr erahnt, als dass er sie bereits kennt, wird er mit dem Schaffen eines Künstler-Dichters konfrontiert, dessen erratisches Werk ihm Inspiration und Wegweiser wird: William Blake. Dessen „illuminated manuscripts“ werden für Brus Vorbild und Legitimation seiner eigenen Manuskripte, wie er seine Bild-Dichtungen in der 1970er-Jahren noch nennt.

Die Bild-Dichtungen von Brus werden umfassend definiert als eine Synthese von Sprache und Bild, in der die beiden Ausdrucksformen nicht voneinander abhängig sind, sondern ein dialektisches und kontrapunktisches Neben- und Miteinander führen. Der Text bietet keine Erklärungen zum Bild, doch ist er reich an sprachlichen Bildern und Metaphern, die Zeichnung scheint keine Illustration des Geschriebenen zu sein, obgleich in ihr ebenso poetisch erzählt wird. Manchmal beginnt Brus eigene Texte zu schreiben, für die dann Entwürfe erstellt werden, manchmal wurden zuerst die Zeichnungen geboren, die dann mit Texten integriert wurden. Im Idealfall verschränkt sich das Miteinander im Entstehungsprozess.

„Manchmal fallen mir nur ein paar Sätze ein. Die schreibe ich auf und beginne sofort mit einer Zeichnung. Dann komme ich plötzlich in den Lauf hinein, bis ich mir sage: die Gedankengänge können länger andauern, es könnte sich etwas daraus entwickeln. Dann lasse ich das laufen und merke bald, dass ich sehr viele Seiten reservieren muss. Meist greife ich dann vor, um den Duktus des Zeichnerischen durchzuhalten.

Ich mache mir dann ein Programm, damit es eine ästhetische Grundlinie gibt“, so Brus in einem Gespräch mit Jens Rönnau. Die Ausstellung im BRUSEUM, die sich erstmals ausschließlich seinen Bild-Dichtungen widmet, zeigt den Entstehungsprozess und die Vielfältigkeit dieses von Brus entwickelten Genres von den frühen 1970er-Jahren bis in die Gegenwart.

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