Donnerstag, 02.05.2024 21:31 Uhr

Friederike Mayröcker im Literaturmuseum Wien

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 18.04.2024, 14:51 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 2658x gelesen

Wien [ENA] Die Österreichische Nationalbibliothek widmet im Literaturmuseum Wien der Dichterin und Lyrikerin Friederike Mayröcker (1924 - 2021) die interessante Schau "Ich denke in langsamen Blitzen". Die Ausstellung zeigt eine enge Verbindung von Leben und Schreiben anhand zahlreicher Manuskripte, Briefe oder Zeichnungen. Ausserdem lädt eine Virtual Reality-Installation dazu ein, in die Lebenswelt der Dichterin einzutauchen.

Zahlreiche weitere Audio-und Filmdokumente geben Einblick in ihr Werk und in ihre legendäre Schreibwohnung mit jeder Menge an Zetteln, Manuskripten, Kunstwerken und Schreibmaschinen. Was schreibt aber eigentlich eine Lyrikerin? Wie fühlt sie sich und was denkt sie? Zwischen der ersten Veröffentlichung des Gedichts "an meinem Morgenfenster" im Jahr 1946 und ihrem letzten Buch "da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete" (2020) spannt sich ein Werk von 120 Büchern, die mit ihrer Magie, Bildgewalt und poetischen Radikalität die deutschsprachige Literatur entscheidend prägte, sind sich viele Literaturwissenschaftler*innen einig. Meistens speisen sich ihre Texte aus Sinneseindrücken, alltäglichen Beobachtungen, Erinnerungen oder Träumen.

Ihre verspielten, surrealen und sehr kindlichen Zeichnungen bilden einen eigenen Werkkomplex und sind wohl Teil ihrer Kindbezogenheit. Diese "Kindverträumtheit" ist nicht ganz zufällig. Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte sich auch in Österreich ein Vakuum in Kunst und Kultur, gewissermaßen ein literarischer Nullpunkt. In dieses Vakuum fielen die leisen, experimentellen Töne von FriederikeMayröcker und anderer, die zuerst vom Surrealismus und Dadaismus beeinflusst waren und dabei ein lyrisches Ich entwickelten, das mit seiner subjektiven Auffassung und seiner Affinität zum Sprachspiel langsam eine Nachkriegsliteratur schuf, die in der Wiener Gruppe oder der Grazer Autorenversammlung neben konkreter Poesie auch Skandale inszenierte.

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