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Frank Trentmanns Buch "Die Herrschaft der Dinge"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 22.07.2024, 10:40 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 7495x gelesen

Wien [ENA] Das Buch des deutschen Historikers Frank Trentmann "Die Herrschaft der Dinge" birgt eine überwältigende Fülle geschichtlicher Details auf über tausend Seiten, die dem ganzen Ausmaß der weltweiten Herstellung von Waren einen eloquenten Rahmen geben. Gleichzeitig verführt so ein gediegenes Standardwerk über die Geschichte des Konsums vom 15.Jahrhundert bis heute auch zum Nachdenken über den Sinn und Unsinn von Besitz.

"Wir sind von Dingen umgeben" schreibt Trentmann in der Einleitung. In Großbritannien gab es 2013 sechs Milliarden Kleidungsstücke, rund 100 pro Erwachsenem und ein Deutscher besitzt im Durchschnitt zehntausend Gegenstände. Der Historiker hat sich eingehend mit dem im 15.Jahrhundert beginnenden leidenschaftlichen Verlangen des Menschen nach neuartigen Dingen und Konsummöglichkeiten beschäftigt, besonders dem Wunsch nach exotischen Waren, nach Seide, Porzellan, Edelsteinen, nach Kaffee, Tee und Gewürzen. Was so verheißungsvoll begonnen hat, ist in der Zwischenzeit Alltag geworden. Räume des Konsums wie das Kaufhaus sind längst zu Ikonen der Modernität geworden und definieren uns zunehmend und notwendigerweise ausschließlich als Konsumenten.

Zwar hat die Apotheose des Konsumenten ihre Anfänge in der Ökonomie genommen, aber die Politik hat sehr bald Türe und Tore geöffnet um der Herrschaft der Dinge in der Konsumgesellschaft einen unverrückbaren Platz zu sichern. Kein Wunder also, dass heute der Konsum Gegenstand einer hitzigen öffentlichen Debatte zwischen zwei gegnerischen Lagern geworden ist, die ihre moralische Artillerie aufeinander gerichtet haben, schreibt der Autor. Dabei geht es in erster Linie um den Vorwurf künstlicher Wünsche anstelle von authentischen Bedürfnissen. Verfechter des uneingeschränkten Konsums sehen aber in der Wahlfreiheit die Grundlage von Demokratie und Wohlstand und verweisen dabei auf das Standardwerk von Adam Smith "Der Wohlstand der Nationen".

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