Erich Maria Remarque - Die Nacht von Lissabon
Osnabrück [ENA] Der Roman ist eine spannende Liebesgeschichte in Zeiten der Verfolgung in Deutschland. Remarque beschreibt die Lebenssituation in Nazideutschland. Die Zeitungen waren voller Lügen, die Leitartikel zeigten die Arroganz und die Überheblichkeit einer neuen Macht.
Die Welt außerhalb Deutschlands wurde als dumm und heimtückisch dargestellt, so als sei es gut, wenn sie von Deutschland übernommen wird. Die Leser der Zeitungen waren nicht besser. Sie waren unkritisch, gleichgültig und ohne Zeichen des Abscheus. „sie waren an ihre tägliche geistige Kost gewöhnt wie an das Bier“. Die Stimmung war bedrückend. Man konnte niemandem mehr vertrauen. Selbst seinen eigenen Verwandten nicht mehr. Denunziationen waren an der Tagesordnung. Sie wurden als nationale Tugend gesehen und täglich von den Machthabern als vorbildhaft bezeichnet. Der Bruder seiner Frau Helen hat den Protagonisten des Romans, Joseph, denunziert. Die Menschen versammelten sich um einen Lautsprecher.
Der Automat schrie ihnen was zu, was sie klatschend annahmen, ohne den Redner zu sehen. Eine bezeichnende Situation für die düstere Besessenheit der Massen in dieser Zeit, dem Geschrei und den Schlagworten blind zu folgen, ohne selbst zu denken oder ohne selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Liebe war in dieser Zeit stark wie sie immer ist. Er sollte sehr glücklich sein. Wirklich fühlt man es erst später, nicht im selben Moment. Rückblickend war es eine große Liebe. Ein neues Leben hatte er sich nicht aufgebaut und er wollte und konnte es auch nicht, denn das alte war noch nicht überwunden. Zurückgehen und heilen bedeutete ins Land der Verfolgung zurückzugehen und in Todesgefahr seine Frau zu treffen.
Warum bist Du gekommen? Ich habe es vergessen. Nicht in die Vergangenheit zurückgehen, nach vorne ohne zurückzublickend, jetzt handeln, nicht reden! Die Deutschen haben so schöne Märchen, aber auch die grausamsten Konzentrationslager der Welt. In der Zeit der Verfolgung und des Versteckens kann nicht viel gesprochen werden. Im Gegenteil dazu überstürzen sich die Worte als er endlich mit seiner Frau allein ist. Die Worte fallen wie Äpfel aus einem umgestürzten Korb. Die Angst vor der anonymen Angst, die draußen in den Straßen ist, die er nicht denken will, um sie nicht heraufzubeschwören. Die Zeit ist wie angehalten, wie in einem gerissenen Film.
Er hat auch gelernt in diesen fünf Jahren des Versteckens zu reden, ohne etwas preiszugeben. Taktisches, kluges Reden, damit man sich nicht verrät. Wer zu viel spricht, bringt sich in Gefahr, wird kurzer Hand erschossen oder ins Konzentrationslager abtransportiert. Es gibt zwei Wahrheiten, die strategische, die nichts preisgibt und die andere, die preisgibt. Die Kommunikation verändert sich. Stimmungsbilder werden gemalt. Was ist das? Ein Aufmarsch. Irgendeine Gruppe marschiert immer in diesem Deutschland. Es sind entweder die Hitlerjugend oder Soldaten. Die Liebe war vorhanden. Die Annäherung gelang. Nichts war mehr zwischen uns, wir liebten uns. Beide fliehen aus Deutschland. Sie gehen getrennte Wege.
Sie treffen sich in der Schweiz und gelangen nach Paris ins Exil. Das Exil sieht er nicht nur als Unglück, sondern als Weg zur Entwicklung. Eine Zeit des Krieges, die auch Früchte tragen kann. So die Sache zu sehen, das war sein Entschluss vor fünf Jahren, daran erinnert er sich oft. Die Angst war immer da. Klingeln, bedeutet für ihn Polizei. Angst teilt er in die erste, die er vor der Erfahrung des Konzentrationslagers gemacht hat und in die zweite Angst. Diese ist stärker, da er nun weiß, was ihn erwartet. „Die Angst steigt aus dem Boden wie schwarzes Gas“, und er fürchtet zu ersticken.
Die Liebe zu Helen war so groß, dass das Beieinandersein nicht ausreicht, eine Vereinigung würde die Erfüllung sein, nicht Haut an Haut, sondern Blut in Blut. Er möchte Tausend Hände und Münder haben, um sie tiefer und mehr zu besitzen. Man glaubt so leicht, wenn man hofft. Frankreich wird nicht in den Krieg gehen. La Drôle de guerre, so werden die acht Monate des Abwartens zwischen dem deutschen Angriff auf Polen und der Invasion gegen Frankreich bezeichnet. Menschen wurden klassifiziert. Er selbst wird verdächtigt, ein Spion zu sein. Während der Zeit der Inhaftierung sind die Briefe die einzige Verbindung zwischen ihnen. Ein unbeabsichtigter Satz kann zum Blitz werden, der einen ins Grübeln bringt oder umgekehrt einem das Herz erfreut.
Die Situation des Schreibenden und die des Lesenden kann so unterschiedlich sein und wenn nur der Brief existiert, werden den Worten viel Bedeutung beigemessen. Die Nützlichkeit der Papiere in der Zeit des Exils erfährt er am eigenen Beispiel. Der Ausweis von Herrn Schwarz bringt ihm mehr als ein Mensch ihm helfen könnte. Das richtige Papier in der Hand in der kritischen Situation rettet ihm das Leben. Der Irrsinn der wildgewordenen Bürokratie. Keine Aufenthaltserlaubnis, bedeutet auch keine Ausreiseerlaubnis. Es bleibt nur die Flucht von Marseille über die Pyrenäen nach Spanien. Das spanische Durchreisevisum, das man nur bekommt, wenn man ein Einreisevisum für Portugal besaß.
Wenn die Fristen eines Papieres abgelaufen waren, musste man mit allem wieder von vorne beginnen. „Ein circulus vitiosus des Wahnsinns“, ein Teufelskreis des Wahnsinns. Mit List und brachialer Gewalt kann er sich der Verfolgung des nationalsozialistischen und SS zugehörigen Schwagers, der ihn denunziert hatte und bis nach Frankreich verfolgt hat, entziehen. Das glückliche Ende ist ein Geschenk. Herr Schwarz gibt die Pässe, seinen und der seiner Frau an den Fremden, der die Schiffskarten schon am Abend zuvor erhalten hat. Damit ermöglicht er, dass der Fremde und seine Frau nach Amerika entkommen können.
Biographisches: Erich Maria Remarque, sein richtiger Name ist Erich Paul Remark wurde am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren. Er verbrachte viele Jahre in Ronco ln Locarno in der Schweiz, wo er am 25. September 1970 starb. Erich Maria Remarque wurde 1938 ausgebürgert. Aus der Begründung der Gestapo: … „ Der Roman „Im Westen nichts Neues“ zeichnet sich durch „eine besonders niedrige und undeutsche Auffassung vom Sinn des Krieges aus. Deutsches Soldaten- und Heldentum wird in nicht wiederzugebender Weise in den Schmutz gezogen.“ Aus dem Brief der Geheimen Staatspolizei, Berlin, 21. März 1938, ausgestellt im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum, Markt 6, 49074 Osnabrück.
Der Antikriegsroman Im Westen nichts Neues schildert die Schrecken des Krieges eines jungen Soldaten im ersten Weltkrieg. Das Buch wurde ca. 8 Mio. mal verkauft und in über 24 Sprachen übersetzt. 1933 wurden seine Bücher verboten und verbrannt. Fluchtwege: Um seine von ihm 1930 geschiedene Frau llse Jutta Zambona vor der drohenden Ausweisung aus der Schweiz zu retten, heiratete Erich Maria Remarque sie Im Januar 1938 ein zweites Mal. Er selbst besaß in der Schweiz einen Duldungsstatus, damit war er nicht von der Ausweisung bedroht. Bereits zuvor hatte er sich im Juni 1937 einen Pass der Republik Panama für sich und llse Jutta Zambona durch das Konsulat in Athen beschafft, wodurch beide formal panamaische Staatsbürger*innen wurden.
Nachdem Erich Maria Remarque im Juli und Jutta Zambona im November 1938 aus dem Deutschen Reich ausgebürgert wurden, gelang ihnen mithilfe des Panama Passes Im September 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, die Ausreise mit der Queen Mary nach USA. Sie blieben freundschaftlich verbunden und verheiratet bis 1957. Er war in dieser Zeit mit Marlene Dietrich liiert, die sich in Los Angeles in den USA aufhielt. Die Beziehung erstreckte sich von 1937 bis 1940. Im Jahr 1947 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Am 22. Mai 1948 reise er mit der „SS America“ zurück nach Le Havre in Frankreich und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1970 in der Schweiz.
Mehr dazu im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück. Es ist ein Museum mit Remarque-Archiv, das in der Dauerausstellung „Unabhängigkeit – Toleranz – Humor“ das Leben und Werk des Schriftstellers zeigt. https://www.remarque.de/