
Der Ring – Signum, Sinnbild und Schmuckstück
Salzburg [ENA] Allein die Form des Ringes erinnert an den Kreis, der ein Symbol für die vollkommene Form bzw. für die Unendlichkeit oder Ewigkeit ist. So überrascht es nicht, dass das Kleinod auch als Zeichen der Liebe und Treue bei der Eheschließung eine große Rolle spielt. Einst auch bekannt als Merkmal und Sinnbild für eine gesellschaftliche Position, dürfte der Fingerring ursprünglich eine völlig andere Bedeutung gehabt haben.
Historische Wurzeln: In Pavlov (Tschechien) haben Archäologen einen 21.000 Jahre alten Ring aus dem Elfenbein eines Mammuts gefunden. Wer den Ring getragen hat und zu welchem Zweck lässt sich allerdings nicht mehr sagen. Neben seiner Funktion als Schmuckstück kann der Ring auch für rituelle Zwecke oder als Machtsymbol fungiert haben. Babylonische Siegelringe dürften ebenfalls schon vor Jahrtausenden in Gebrauch gewesen sein: Sie dienten zur Identifikation des Trägers, für die Kommunikation zwischen dem Besitzer und möglichen Untergebenen, Händlern, Kaufleuten, und natürlich als Zeichen der Autorität und Herrschaft (über andere).
Das Siegel wurde in noch feuchten Ton (später in Wachs) eingedrückt und fungierte so als Nachweis von Eigentum, als Beglaubigung von Dokumenten oder als Bestätigung der Übernahme von bestimmten Waren oder Informationen. Da Schreiben und Lesen den wenigsten Menschen geläufig war, ersetzte es auch die Unterschrift. Anfänglich aus Knochen und Holz, wurden Ringe später aus Bronze, Eisen, Silber, Gold und Glas hergestellt.
Macht- und Würdezeichen: Als Äquivalent zur Signatur oder einer Unterzeichnung waren Siegelringe aller Wahrscheinlichkeit nach bei den Sumerern, in Assyrien und Persien bekannt. Im antiken Griechenland gab es Siegelringe aus Gold, Silber und Bronze, wobei anstatt des ägyptischen Skarabäus (eine Erscheinungsform des Sonnengottes und Symbol für die Überwindung des Todes, für Auferstehung und Wiedergeburt) nun Motive aus der griechischen Mythologie verwendet wurden.
Römische Senatoren schmückten sich mit repräsentativen und prunkvollen Goldringen. Während freien Bürgern Ringe aus Silber vorbehalten waren, durften Leibeigene lediglich Ringe aus Eisen tragen. Die praktische Funktion des Siegelringes führte allmählich dazu, dass diese Praxis weitere Jahrhunderte fortgeführt wurde. Das Tragen eines Ringes wurde zum Statussymbol, allmählich setzten sich auch Wappen und Initialen durch. Bestimmte Edelsteine symbolisierten zudem den Rang des Trägers in der jeweiligen Gesellschaft.
Magisches: Ringen wird, schon aufgrund des innigen Verhältnisses zu den Trägern, eine emotionale Bedeutung zuerkannt. Neben ihrem praktischen Nutzen galten Ringe auch lange als Signum von Reichtum, Würde und einem speziellen gesellschaftlichen Stand. Zusätzlich wurde – vor allem in Zeiten magischen und mystischen Bewusstseins – einem besonderen Ring eine übernatürliche Kraft mit heil- oder schutzbringender Wirkung zugesprochen. Schmuck fungierte schon seit ewigen Zeiten als Ausdruck einer bestimmten Glaubensvorstellung, wobei mit „geweihten“, „gesegneten“ und „heiligen“ Artefakten nicht erklärbare, kosmische und schicksalshafte Erscheinungen zumindest symbolisch eine Entsprechung fanden.
Die geheimnisvolle Bedeutung äußert sich in der Herstellung, im Material, in den verwendeten, magisch besetzten Edelsteinen, den eingravierten okkulten oder religiösen Inschriften (Zauberformeln) und auch in der äußeren Form. Im frühen Christentum finden sich Ringe mit den Symbolen des Fisches, des Kreuzes, der Taube, des Ankers und mit gewissen Abkürzungen (IHS = Monogramm für Christus). Die goldenen Ringe der römischen Jupiterpriester finden sich vermutlich in denen der christlichen Bischöfe wieder – der erste Bischofsring, von Arnulf von Metz, stammt aus dem 4. Jahrhundert. Der „Fischerring“ des Papstes – er zeigt das Bild des Apostels Petrus als „Netzfischer“ – wird traditionell beim Tod des Trägers zerbrochen.
Während Nonnen, die die Profess abgelegt haben, einen Ring zum Zeichen ihrer Vermählung mit Gott (Christus) tragen, verbinden sich Könige bei Zeremonien durch die Übernahme von Krönungsinsignien mit dem jeweiligen Land. Ringe von Würdenträgern enthalten oft einen eingefassten Amethyst (griech. „dem Rausche entgegenwirkend“) – dem violetten Quarzstein wurde einst auch eine apotropäische Wirkung gegen Diebstahl nachgesagt. Nebenbei symbolisiert der Stein auch majestätische Eigenschaften wie Anmut und Weisheit.
Der Bund fürs Leben: Der Verlobungs- und Ehering ist Zeichen eines Bundes, eines feierlichen Gelübdes, das von beiden Partnern gesprochen wird. Interessant ist, dass sowohl in früheren Epochen als auch heute in den meisten Ländern der Trauring am linken Ringfinger getragen wurde und wird – vielleicht, weil die Liebesader („vena amoris“) ja direkt von diesem Finger zum Herzen führt. Im alten Rom war der eiserne Ehering der Frau übrigens auch eine Bestätigung für die empfangene Mitgift.
Im frühen Mittelalter gelangte der Trauring in den sakralen Raum, wobei seit dem 13. Jahrhundert das Anstecken des Ringes zum Ritus gehört. Mit den heute oft gesprochenen Worten „Trage diesen Ring als Zeichen meiner Treue“ oder „Trage diesen Ring als Zeichen unsrer Liebe und Treue“ und dem wechselseitigen Anstecken der goldenen Ringe hat der Ehering eine neue Bedeutung erlangt und steht für eine geänderte Auffassung der Lebensgemeinschaft.
Des Weiteren existieren Witwenringe (zusammengefügte Ringe des Verstorbenen und der Witwe), Keuschheitsringe, Ringe, die den Beziehungsstatus des Trägers / der Trägerin anzeigen und natürlich Ringe für Auszeichnungen auf einem künstlerischen oder wissenschaftlichen Gebiet. Diese Ringe werden oft testamentarisch weitergegeben. Absolventen von namhaften Institutionen erhalten bei der Verleihung eines akademischen Grades mitunter auch einen Ring der Akademie oder Hochschule.
Diese Schmuckstücke oder Insignien versinnbildlichen eine Zusammengehörigkeit des jeweiligen Jahrganges oder die Verbundenheit der Absolventen mit ihrer „Alma Mater“ und den erfolgreichen Studienabschluss. Bizarr erscheint schließlich der Giftring: Seit der Antike werden Mythen über derartige Schandtaten erzählt. Dieser spezielle Ring hat ein geheimes Behältnis, in dem eine kleine Menge Gift enthalten ist. Bei einem Bankett kann das Gift unbemerkt in den Becher des Opfers geleert werden. In der Renaissance bedienten sich dem Anschein nach einige Herrscher dieser Methode, um die eigene Macht zu erhalten und etwaige Widersacher aus dem Weg zu räumen...