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Gedanken zu Gottfried Keller

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 13.08.2020, 12:07 Uhr
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Wien [ENA] "Ein Mann ohne Tagebuch hört auf ein Mann zu sein" schreibt der Dichter Gottfried Keller in seiner Einleitung. Was meint er damit, könnte man fragen? In der Selbstbeobachtung und dem Nachdenken über sich wird die geistige Selbstständigkeit bewahrt und das geschieht am besten durch ein Tagebuch. Wer sich immer nur von außen bestimmen lässt verliert seine Festigkeit, Haltung und seinen Charakter mahnt er.

Gottfried Kellers "Tagebuch und Traumbuch" geben uns Einblicke in das Leben, Denken und Fühlen eines Menschen, der als Schriftsteller auf sich selbst bezogen ist und dadurch das Individuum mit seinen weltlichen und seelischen Bedürfnissen zum Maßstab des Seins macht. Das macht ihn so unbestechlich wahrhaftig in seiner Kunst, so durch und durch authentisch, da alles Äußere in seiner Seelenlandschaft geprüft wurde, bevor es wieder der Welt dargeboten wurde. Da schafft er unnachahmliche Figuren wie den "Grünen Heinrich", die wie gemalt und doch lebendig, sich zwischen Realität und Fantasie bewegen. Keller wurde 1819 in Zürich geboren, studierte in München zuerst Malerei, wechselte dann aber zur Literatur. Er lebte danach fünf Jahre in Berlin.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz, war er von 1861-1876 erster Staatsschreiber des Kantons Zürich. Über sein Verhältnis zur Dichtkunst schreibt er am 8. August in sein Tagebuch, "die Propaganda irrt sich, wenn sie glaubt, die Dichtkunst sei nur für politische oder reformistische Zwecke geschaffen. Der Dichter soll seine Stimme erheben für das Volk in Not, aber nachher soll seine Kunst wieder der Blumengarten des Lebens sein." Gottfried Keller lebte in der politisch brisanten Zeit des Vormärz, der auch die Schweiz ergriffen hatte und Politik, Religion und Kunst in Frage stellte. Gerade da betonte er die Wichtigkeit der völligen Unabhängigkeit des Geistes und der religiösen Ansichten und will auch die Poesie mit Liebe behandelt wissen.

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