Das Krokodil an der Loire
Saint-Nazaire [ENA] Seit dem Sonnenaufgang des 27. August leuchtet in Saint-Nazaire auf der Brust des Pullovers, der ein Teil des Skulpturen-Tryptichons „ Le Pied, Le Pull-Over et Le Système Digestif“ des Künstler-Duos Daniel Dewar und Grégory Gicquel ist, ein kleines Krokodil.
Und dies blieb nicht unbemerkt. Im wahrsten Sinne über Nacht löste dieses charmante, in Handarbeit aus Restmaterialien gefertigte Tierchen, zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken aus. Wer an der Strandpromenade entlang spaziert, dem lächelte die in 6 Meter Höhe wild angebrachte Applikation sympathisch entgegen. Dabei passt das an eine bekannte französische Marke erinnernde Logo-Tier perfekt zur Lage des als Bühne dienenden Originalwerks.
Denn dieses befindet sich in den seichten Gewässern, wo sich das Süßwasser der Loire mit dem Meerwasser des Atlantiks im Rhythmus der Gezeiten mischt. Immer wieder sieht man Personen, die sich von allen Richtungen her der monumentalen Skulptur mit ihrem Handy oder einer Kamera in der Hand nähern, um ein Bild nach dem anderen dieses temporären Highlights zu knipsen. Denn eins ist sicher, wie bei vielen dieser inoffiziellen Werke ist deren Sichtbarkeit zeitlich begrenzt.
Was bleibt sind die Begeisterungsbekundungen im Netz, die Fotos und die Erinnerungen an eine witzige Ergänzung dieses Werkes am Strand, welches seit 2021 Bestandteil des rund 60 zeitgenössische Werke umfassenden Kunst-Parcours „Le voyage à Nantes“ zwischen Nantes und Saint-Nazaire ist. Besonders wichtig schien es den Aktionskünstlern gewesen zu sein, bei der nächtlichen Anbringung, die über ein fast unsichtbares System aus Nähgarn funktioniert, das originale Werk in keinster Weise zu beschädigen oder zu beeinträchtigen.
Schon mehrmals wurden von Spaßvögeln in den vergangenen Jahren die Fußnägel eines der beiden anderen Werke dieses Triptychons in verschiedenen Farben lackiert. Aber diesmal gab es eben keinerlei andauernde Verbindung von kleinem Gag und Original. Was diese Aktion in seiner Ausführung noch außergewöhnlicher macht. Gerade am Ufer des Atlantiks, das von Stürmen, salziger Luft und teilweise hohen Wellen, die auch gerne die insgesamt 7 Meter hohe Statue bei Flut umspülen, geprägt ist, erscheint ein System aus Schnüren nicht als das Beständigste.
Daher wird jede Gelegenheit genutzt, diese einmalige Installation noch anzusehen und für sich festhalten zu können. So konnte diese dezente Aktion dazu beitragen, dass das ursprüngliche Werk wieder aufs neue mit anderen Augen wahrgenommen werden konnte, und sich neuer begeisterter Betrachter erfreut. Anmerkung: Künstler ist der Redaktion bekann. Fotos stammen vom Künstler