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Ausstellung: Werner Tübke. Metamorphosen.

Verantwortlicher Autor: Kurt Lehberger Frankfurt am Main, 05.07.2025, 18:34 Uhr
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Ausstellungsansicht „Werner Tübke. Metamorphosen“
Ausstellungsansicht „Werner Tübke. Metamorphosen“  Bild: Kurt Lehberger

Frankfurt am Main [ENA] Werner Tübke war einer der bedeutendsten Maler der DDR. 46 Zeichnungen und Aquarellen sind nun in Frankfurt im Städel Museum ausgestellt. Die Bilder zeichnen sich aus durch ihre zeichnerische Qualität, ihre tiefe Bedeutung und ihre metaphorische Sprache.

Der Mensch und seine Verletzlichkeit stehen im Mittelpunkt seines kreativen Schaffens. Werner Tübke bedient sich den Figuren Harlekin, maskierte Menschen, Engel, Zauberer, verhüllte und gefolterte Menschen. Die ausgestellten Bilder sind Seinsdeutungen. Nicht die Wirklichkeit wird abgebildet, sondern Phantasiebilder, die wie in Träumen vollgepackt sind mit Erinnerungen, Bedrohungen und erlösenden Momenten. „Denken in Bildern“ beschreibt die künstlerische Arbeit am besten. Die Bilder sind Ergebnisse des Reflexionsprozesses, in ihm werden Ungleichzeitigkeiten, Widersprüche, Schockelemente und die Schönheit der Natur verbunden.

Die Metamorphosen, die Verwandlungen des Seienden, ist stetig, während das Unveränderliche bleibt, das Menschsein, in allen Höhen und Tiefen, im Glück und im Unglück. Werner Tübke war Student, Professor und Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Seine Werke waren nicht im vorgegebenen Rahmen des sozialistischen Realismus entstanden, sondern brachten eigenständige Formensprachen hervor. Erkennbar sind Einflüsse von Picasso und Dali.

Beispiel 1: Werner Tübke (1929 – 2004), Straße in Brüssel (mit Selbstbildnis), 1965: Links im Bild steht ein NATO-Soldat, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, daneben schaut der Künstler selbst ins Bild, allerdings nicht starr und bestimmt, sondern suchend um sich blickend, eine vage, unsichere Szene. Neben ihm stehen die Trägerinnen der Begierde, Prostituierte. Im Vordergrund steht ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Glas Wein, davorsitzend, eine Frau mit hohem Haar, vielleicht die Zuhälterin. Sie hält die Rechnung in der Hand, so dass wir die Schrift erkennen können. Das ist eine typische Szene im Werk von Tübke.

Wir erkennen Symbole, Metapher, die Figuren sind aus verschiedenen Zeitzonen zusammengesetzt und die Aussage des Bildes bleibt im Ungewissen. Beispiel 2: Begräbnis in Samarkand, 1997: Tübke konnte 1961/62 durch die Sowjetunion reisen. Das war für ihn einschneidendes Erlebnis. 1997 brachte er diese Erinnerung verfremdet in der Zeichnung „Begräbnis in Samarkand“ auf das Papier. Das Bild zeigt die Silhouette des Amir-Temur-Mausoleums, erbaut 1404 im heutigen Usbekistan. Im Vordergrund des Bildes tragen Männer die Liege mit einem Leichnam über den Schultern. Das Gesicht von Werner Tübke ist zu erkennen. Der Künstler selbst lässt sich hier symbolisch zu Grabe tragen. Es ist für Tübke eine verfremdete Rückkehr in seine Vergangenheit.

Beispiel 3: der Zyklus Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze. Werner Tübke wurde als 17-jähriger im sowjetischen Gefängnis in der DDR gefoltert. Er war auf Seiten der Verletzlichsten. Er schuf zwischen 1965 und 1967 über achtzig Kunstwerke, die das Unrechtssystem im Rechtswesen thematisierte. Im Mittelpunkt steht der fiktiver Richter Schulze. Er repräsentiert die Richter im NS-system, die nach 1945 im Westen und im Osten weiterhin Richter waren. Tübke verfolgte die Bemühungen von dem Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Jahr 1963 und entwickelte die Bilder dazu.

Anmerkung: Das Panoramagemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ (1976–1987) von Bad Frankenhausen ist das Werk von Werner Tübke. Das Rundbild ist 123 Meter lang und 14 Meter hoch. Die Aussage des Bildes ist umstritten. Die Ausstellung zeigt gerade nichts von diesem von der DDR beauftragten Supergemälde. Die Ausstellung: Werner Tübke. Metamorphosen. Sammlung Beaucamp. Städel, Frankfurt am Main ist zu sehen bis 28.September 2025.

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