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SmartCity Mönchen-Gladbach Konferenz beim Münchner Kreis

Verantwortlicher Autor: Gerhard Bachleitner München, 06.02.2023, 20:35 Uhr
Kommentar: +++ Internet und Technik +++ Bericht 7972x gelesen
Objekterkennung in topographischen Daten durch eine KI
Objekterkennung in topographischen Daten durch eine KI   Bild: Referent

München [ENA] Daß eine Stadt, die etwas auf sich hält, heute smart sein will, scheint selbstverständlich. Daß die Sache aber vielleicht doch nicht so einfach ist, zeigt die vielteilige Smart-City-Reihe des Münchner Kreises, der sich vorrangig mit digitalen Innovationen befasst.

Die smarte Zukunft ist also kein Selbstläufer, sondern muß u.U. gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt werden. Ende Januar 2023 befragte man im Rahmen der schon länger laufenden Reihe als vierzehnte Stadt in Deutschland Mönchen-Gladbach nach dem Stand der digitalen Innovation. Dort war man sogar schon zu einem Modellprojekt KI vorgedrungen, was gut zur derzeitigen Euphorie angesichts der Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz paßt.

Der Bürger erhofft sich von einer digitalen Stadt zweifellos mehr Effizienz und Transparenz für sich, täuscht sich darin aber, denn der Weg führt erst einmal nicht zur digitalen Stadt, sondern zur digitalen Stadtverwaltung. Wie sehr Deutschland in Sachen Digitalisierung noch Entwicklungsland ist, gerade auch in der öffentlichen Verwaltung, hat soeben die Corona-Pandemie eindrucksvoll vor Augen geführt. Dies bestätigten implizit auch die Protagonisten aus Mönchengladbach, Kira Tillmanns, Programmleitung Smart City, und Jonas Becher, Geschäftsführer von Masasana AI, der mit der technischen Umsetzung beauftragt war.

Es sei anfangs sehr schwierig gewesen, eine gemeinsame Sprache für das Vorhaben zu finden, um das Projekt konstruktiv zu bewältigen. Zu unterschiedlich seien auch die Zeithorizonte gewesen, denn die Firma muß selbstverständlich rasch, effektiv und kostenbewußt arbeiten, während die Verwaltung von diesen Kriterien in der Regel unberührt bleibt. Daß Ideen von außen in einer Verwaltung ohnehin nicht gern gesehen sind, versteht sich. Die Projektteilnehmer rechnen es sich schon als Ertrag an, mit dem Projekt einen Prototypen geschaffen zu haben. Daß nun eine solchermaßen digitalisierte Verwaltung gleichsam in den Regelbetrieb ginge, ist außerhalb der Vorstellung.

Ungewollt enthüllte eine Projekt-Benennung innerhalb der Verwaltung die Ambivalenz des Vorgehens: eine "Verwaltung der Zukunft" will man gestalten, doch als genitivus objectivus gelesen heißt es, daß man die Zukunft (auch nur) verwalten will. Tatsächlich wurden auch nur Überwachungsstrukturen und -prozeduren vorgestellt: die Verwaltung erhebt Daten, um sich die Überwachung zu erleichtern. Das kann beispielsweise Lage und Anzahl von Solaranlagen sein - obwohl diese Daten aufgrund der Genehmigungspflicht dieser Anlagen ohnehin bereits vorliegen - oder der Straßenzustand.

Viel Verwaltungskapazität bindet offenbar der Anteil der Natur in der Stadt, der ja immer noch erheblich ausgeweitet wird, weil man Verkehrsflächen beseitigen zu müssen glaubt. Neben der Überwachung von Wasserwegen, etwa hinsichtlich von Temperatur und Wasserstand, ist dies vor allem die grüne Vegetation. Hier bedeuten wachsende Natur wachsende Arbeit und nachwachsende Kosten. So geht es beispielsweise um die Analyse von Baumkronen zur Erkennung der Baumvitalität und die Erkennung von Sturmschäden.

Generell möchte man mit digitalen Mitteln Topographien erfassen, also die Flächenbeläge in Wäldern und Baumgebieten erkennen. Dazu gehört auch das Aufspüren von unrechtmäßig erweiterten Ackerflächen zu Lasten der Wegbreiten, bei dem man Landwirte ertappen will. Dazu wird sicherlich auch der Anteil sog. Schottergärten gehören, sobald diese von einer hinreichend bürgerfeindlichen Verwaltung einmal verboten sein werden. Finden und unterbinden lautet hier also die Maxime.

Man braucht dafür nicht nur Luftaufnahmen, sondern möglichst aktuelle Luftaufnahmen, wofür sich heute Drohnen anbieten. Eine KI soll dann die verschiedenen Grünflächen unterscheiden lernen, so daß man zu einem Grünflächen-Kataster kommt. Das Begriffslernen der KI, neudeutsch Labeling, also die Unterscheidung etwa zwischen Pflasterflächen, Gullydeckeln, Hydranten, Gewerbegebieten, Sportflächen usw. mußte bisher manuell gemacht werden und sollte jetzt möglichst automatisiert erfolgen. Sofern externe Daten, etwa von Google-Maps, herangezogen werden sollen/müssen, stellt sich die Frage nach der technischen Kompatibilität.

Sofern man für die eigene Datenerhebung den hiesigen Datenschutz berücksichtigen muß, stellt sich die Frage nach Berechtigung, Aufwand und Ertrag. Darüber hinaus darf man sich fragen, weshalb es eine KI brauchen soll, um einer Stadt, deren Daten aufgrund einer hoch regulierten und regulierenden Verwaltung ohnehin vorliegen, zum Wissen ihrer selbst zu verhelfen. Daß die digitale Stadt nur in einer Richtung smart sein will und an keiner Stelle den Dialog mit den Bürgern sucht, versteht sich sozusagen von selbst.

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