Freitag, 29.03.2024 03:23 Uhr

Sonntags shoppen ohne Anlass in Niedersachsen 26.07.2020

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 26.07.2020, 13:29 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Politik +++ Bericht 8150x gelesen
Shopping als Freizeitbeschäftigung
Shopping als Freizeitbeschäftigung   Bild: fotoART by Thommy Weiss / www.pixelio.de

Göttingen [ENA] Wie schön geregelt waren doch die letzten Jahre in Sachen Öffnungszeiten des Einzelhandels. Klare Strukturen, 2x im Jahr Sonntagsöffnung zu bestimmten Anlässen, fertig. Große Läden bis 20 Uhr, kleine bis 18 Uhr und jeder war glücklich. Fast jeder zumindest.

Doch seit Corona wird nicht nur seitens der Wirtschaftsverbände, sondern auch der Politik, insbesondere der FDP, Druck auf die Ladenöffnungszeiten gemacht. Und auch Altmaier, der ja schon die Wirtschaft mit diversen Coronageschenken beglückt hat, kann die Nase nicht voll bekommen. Seine noch vor Monaten so hoch gelobten Helden des Alltags im Einzelhandel, als der Hamsterkauf in Sachen Toilettenpapier, Hygienartikel, Fertiggerichte, Reis, Kartoffelpüree auf dem Höhepunkt war, das diese Artikel und andere mehr sogar rationiert wurden, sind inzwischen zu Deppen des Landes degradiert. Was ist in der Zwischenzeit passiert ?

Nachdem die Geschäfte wieder öffnen durften, das öffentliche Jammern trotz Kohle ohne Ende aber weiter gegangen ist, kam Altmaier auf eine grandiose Idee: Dem Einzelhandel muß geholfen werden. Und am besten macht man das, indem man die Öffnungszeiten erweitert. Und zwar nicht nur wochentags, nein am Sonntag gleich noch mit. Und wenn das Argument des höheren Umsatzes wegen zusätzlicher Öffnungszeiten nicht zieht, dann behauptet das Wirtschaftsministerium einfach, man wolle die Kundenzahl entzerren.

Nachdem die Geschäfte wieder öffnen durften, das öffentliche Jammern trotz Kohle ohne Ende aber weiter gegangen ist, kam Altmaier auf eine grandiose Idee: Dem Einzelhandel muß geholfen werden. Und am besten macht man das, indem man die Öffnungszeiten erweitert. Und zwar nicht nur wochentags, nein am Sonntag gleich noch mit. Und wenn das Argument des höheren Umsatzes wegen zusätzlicher Öffnungszeiten nicht zieht, dann behauptet das Wirtschaftsministerium einfach, man wolle die Kundenzahl entzerren.

Heisst also im Klartext: Man glaubt gar nicht an mehr Kunden, die zum einkaufen kommen, will eigentlich nur die Kundendichte auflockern, die Leute sollen also nicht so massiv zusammen einkaufen, wegen Abstand und so. Dabei geht es in den Einzelhandelsgeschäften eher locker zu, nach wie vor das große Jammern wegen fehlender Kunden und Kaufunlust, wo ist da Entzerrung gefragt ?

Ich habe in den letzten 6 Wochen KEIN Einzelhandelsgeschäft gesehen, wo mehr Kunden rein wollten als durften. Damit meine ich nicht die Kleinbutzen, wo nur eine Person auf einmal rein darf. Wie dumm diese Idee auch ist, hat natürlich Niedersachsen und die FDP diesen Gedanken aufgenommen und wollen diesen nun umsetzen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann, Heiger Scholz, Staatssekretär vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, nebenbei auch Anwalt, dazu Vertreter von Kirchen, Verdi, IHK, Unternehmens- und Handelsverbände Niedersachsen.

Heraus soll eine Einigung gekommen sein, das nunmehr für den Zeitraum August – November 2020 4 verkaufsoffene Sonntage gemacht werden dürfen, und das ohne jeden Anlass dazu, d.h. hier muß keine Veranstaltung, Jubiläum, Feier der Stadt o.ä. Hintergrund sein. Einfach mal so können sich die Einzelhändler darauf einigen. Wie großzügig von den Akteuren: Die 4 Adventssonntage, der 27. Dezember, Allerheiligen, Volkstrauertag und der Totensonntag sind ausgenommen.

Für derzeit 2 Städte scheint aber auch das nicht zu gelten: Am 27. Dezember haben offensichtlich sowohl Wittmund als auch Rotenburg eine Ladenöffnung beantragt, so wie die Informationen vorliegen sollen beide Termine bereits feststehen. Was als Fakt im Göttinger Tageblatt berichtet wird, klang woanders, z. B. bei verdi, vor 2 – 3 Wochen noch ganz anders: ver.di-Landeschef Detlef Ahting soll sich klar gegen Öffnungen ohne besonderen Anlass ausgesprochen haben und sogar mit Klagen dagegen gedroht haben, falls es dazu kommt.

Und natürlich ist auch allen Beteiligten klar, das diese 4 Tages – Aktion weder einen Betrieb retten kann noch besonders auf Jahresergebnis relevante Umsätze generieren kann, es geht einfach um die Sache, weil man klar in Coronazeiten unliebsame Dinge einfacher und besser durchbekommen kann, immer mit Bezug auf Corona und wie schlecht es doch den Betroffenen geht. Immer die gleiche Masche. Und wenn man dann diese Neuregelungen einmal durch hat, werden die natürlich im folgenden Jahr nicht mehr abgeschafft, das geht ja gar nicht.

Dabei muß jedem klar denkenden Menschen doch auffallen: Die Einzelhandelsgeschäfte hatten rund 2 Monate zu, danach geöffnet mit der qm – Klausel, dann wieder komplett geöffnet. Und 4 Halbtags – Sonntagsöffnungen sollen das nun kompensieren, 2 Tage Vollzeitöffnung gegen 70 Tage Laden zu ? Für wie dumm hält uns eigentlich die Politik und die Lobbyisten des Einzelhandels ? Ein Tropfen auf dem heissen Stein.

Aber das Beste wie immer zum Schluß. Die FDP, schon immer Vorreiter bei längeren Öffnungszeiten seit Jahren, haben einen noch besseren Vorschlag: Lindner würde es schon reichen, wenn die Kommunen ihre Geschäfte an 12 Sonntagen im Jahr öffnen dürften. Apropo reichen, uns reicht es schon lange mit Ihnen, Herr Lindner. Und dann noch so ein schlauer Spruch von Lindner: Kein Arbeitnehmer müsse 6 oder 7 Tage in der Woche hintereinander arbeiten. Das könne man über Arbeitszeitregelungen abfedern.

Keine Ahnung hat der Mann, es gibt schon heute genug Wochen im Jahr, wo Mitarbeiter 6 Tage Woche haben, nix Abfederung. Kommt der Sonntag dazu, gibt es NATÜRLICH hier und da die 7 Tage Woche für Mitarbeiter, das hat er gar nicht zu bestimmen. Vielen Dank nochmals an die EHEMALIGEN Helden des Alltags, die Einzelhandelsmitarbeiter/innen, aber jetzt heisst es für Euch wieder anpacken, malochen, und da ist kein Tag keine Stunde heilig. Und die neuen Helden, Pflegekräfte und medizinische Angestellte: Auch Ihr werdet wenn es ein „ nach Corona „ gibt wieder in Vergessenheit geraten. So ist eben die Politik und die Allgemeinheit.

Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von European-News-Agency können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.
Zurück zur Übersicht
Photos und Events Photos und Events Photos und Events
Info.