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Weingut Dr. Frey: Ökologischer Weinbau in Saar-Steillagen

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff/Michael H. Schmitt Kanzem, 20.12.2021, 18:38 Uhr
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Kanzem [ENA] Derzeit gibt es an der Saar nur einen Weinbaubetrieb, der ökologischen Weinbau als Mitglied im Bundesverband Ökologischer Weinbau Ecovin betreibt. Das Weingut Dr. Frey stellt sich den Anforderungen der veränderten Klimasituation im Weinbau und orientiert sich verstärkt an ganzheitlichen Anbausystemen. Ihr Augenmerk liegt vorrangig auf einem biologisch aktiven Boden, Garant für gesunde, aktive Reben und Weine.

Geführt wird das Traditionsweingut, welches seit 1889 besteht, heute von Katharina Frey-Treseler und ihrem Mann Dr. Cord-Heinrich Treseler, die sich beim Studium der Agrarwissenschaften in Bonn kennenlernten. Im Jahr 1889 erwarb ihr aus Trier stammender Vorfahre Heinrich-Joseph Patheiger das Weingut. Der Gründer baute zur damaligen Zeit ausschließlich Riesling-Reben an. Bis in die 1980er Jahre gehörte der Betrieb dem VDP an. Die jungen Freys bewirtschaften nun vier Hektar Rebfläche in den Lagen Kanzemer Sonnenberg, Schodener Saarfeilser und Wawener Jesuitenberg, einem schmalen Streifen inmitten des Weinbergs „Wawerner Ritterpfad“, in Hängen aus rotem Verwitterungsschiefer und Quarzitgestein, zudem Parzellen im Wiltinger Schlangengraben.

Sie bieten beste Voraussetzungen, um Weine mit einem beachtlichen Aromaspektrum, von trockenen bis fruchtig süßen Spezialitäten, zu erzeugen. Speziell auf der sich im Alleinbesitz befindlichen Lage „Wawener Jesuitenberg“ wird auf tiefgründigem Boden die Rebsorte Riesling angebaut. Ergänzend baut die Familie wie an der Saar so typisch in Verbindung mit dem König der Reben, die Rebsorte Weißburgunder an. Die Winzer verzichten seit 1994 auf den Einsatz von chemisch-synthetischem Pflanzenschutz und Dünger. Mit organischer Düngung und blütenreicher Begrünung fördern sie Nützlinge, stärken die Artenvielfalt und erhalten die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Seit 2007 ist das Weingut Mitglied in ECOVIN, dem Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V.

Auch der gezielte Einsatz von Piwi-Rebsorten, die zum jeweiligen Standort passen, reduziert das Risiko von Pilzerkrankungen wie Oidium, Peronospora und Botrytis. Cord-Heinrich Treseler und seine Frau Katharina kultivieren seit einiger Zeit die weißen Rebsortenexoten Sauvignac und Donauriesling, zudem die rote Traube der Pinotin-Rebe. Beide engagieren sich im Projekt DIVERFARMING - Nutzpflanzen-Diversifizierung in einer Landwirtschaft mit reduziertem Aufwand in Europa (diverfarming.eu).

"Diversifizierung bringt große Vorteile", sagt Cord H. Treseler. "Drei Jahre lang habe ich in Zusammenarbeit mit Forschenden der Uni Trier im Bereich Physische Geografie und Bodenkunde versuchsweise die mediterranen Kräuter Thymian und Oregano unter den Rebstöcken angebaut. Unsere Hoffnung war es, Erosionen durch heftige Regenfälle zu vermeiden und die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten." Die ersten Versuchsergebnisse liegen bereits vor. Erkennen konnte man eine Konkurrenz zwischen Kräutern und Reben um Wasser, aber die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die Qualität der Weine steigern lässt. "Zudem haben wir quasi einen Zweitnutzen. Die biologisch angebauten Kräuter lassen sich anderweitig verarbeiten und vermarkten", betont Katharina Frey.

Bislang konnte Winzer Cord Treseler im Weinjahr 2021 gesunde Trauben bei optimaler Reife ernten und schonend spontan vinifizieren. Das Qualitätskonzept der Winzerfamilie beginnt im Weinberg und ist einer der Grundbausteine für die Herstellung von erfrischenden, mineralischen, fruchtigen, manchmal erdigen Weinen. Frey-Weine werden regelmäßig mit besten Noten beim Internationalen Bioweinpreis, bei EcoWinner und CERVIM prämiert. Auch renommierte Weinführer wie „Gault Millau“, „Eichelmann“ und „Feinschmecker“ bewerten die Kanzemer Köstlichkeiten mit hohem Lob. Der Weißburgunder 2019 trocken ist einer der Basisweine des Weinguts Dr. Frey mit 13,2 % Vol. Alkohol. Er ist ein kräftiger Repräsentant der Burgunderfamilie mit betörendem Geschmack.

Zwei Konzeptweine bietet das Weingut. Einmal die Variante ZWO, eine Cuvée aus Riesling und Weißburgunder 2019, halbtrocken ausgebaut. Ein preisgekrönter Bio-Wein, saftig und aromenreich, ein Begleiter für die Abende mit Gleichgesinnten, die das Besondere am Trinkgenuss mögen. Und zum zweiten den NEXUS. Die Cuvée beinhaltet zu einem Drittel Riesling und äußerst passend dazu die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten Sauvignac und Donauriesling. NEXUS ist eine feinherbe Assemblage, fein säuerlich mit süßlichen Zwischentönen. Für die Freunde des prickelnden Genusses ist der *PetNat*, ein Pétillant Naturel, "natürlich perlend", ans Herz gelegt.

Dr. Frey Pétillant Naturel ZWO 2019 ist hefetrüb und ohne Kohlensäure-Zusatz. Die Cuvée aus Riesling und Weißburgunder bietet unfiltriertes Trinkvergnügen. Nur einen Vertreter des Rotweines findet sich im Rebspiegel des Weinguts. Die Rebsorte Pinotin ist eine widerstandfähige Schweizer Neuzüchtung, eine Zuchtauswahl aus Blauem Spätburgunder und resistenten Partnern, selektiert in der Rebschule Freytag Neustadt/Pfalz. Der Wein schimmert rubinrot im Glas. Seine weiche Tanninpräsenz mit mildem Geschmack erinnert an reife schwarze Kirschen und einen dichten Waldfruchtkörper. Alle Weine des vorangegangenen Jahrgangs werden erst im Spätherbst des Folgejahres zum Verkauf vorgestellt. Näheres unter: www.weingutdrfrey.de

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