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Paul Heyse "L'Arrabbiata"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 16.03.2021, 16:45 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 6670x gelesen

Wien [ENA] Der deutsche Dichter Paul Heyse (1830-1914) gilt als Wiederentdecker Italiens für die Literatur. Und wirklich atmen seine Novellen wie "L'Arrabbiata" oder "Andrea Delfin" diesen speziellen italienischen Flair und den würzigen Geruch von Fischerbooten, verträumten Inseln und Menschen, die leidenschaftlich und doch bescheiden, gottergeben und stolz, das Drama ihres Lebens entfalten in der Idylle eines Sehnsuchtlandes.

Wenigstens muss es Heyse so empfunden haben, als er die Novelle "L'Arrabbiata" schrieb, die zwar unheimlich gefühlstark vibriert, aber doch den zarten Schleier der Idylle über die Abgründe ausbreitet. In der Laurella, der zornigen, rassigen, begehrenswerten Italienerin, hat das Wunschbild der Deutschen eine literarische Gestalt erhalten. Natürlich geht es um Liebe und Leidenschaft, aber auch um verschüttete seelische Wunden, die, als sie aufbrechen, das Drama auf Leben und Tod entfalten. Es wäre nicht Heyse, wenn er nicht in diesem Konflikt den schönen Schein wahren und Laurella in ihrem Trotz und in ihrer Angst den Ausweg in den sicheren Hafen der Konvention weisen würde. Denn auch Paul Heyse war in vieler Hinsicht ein Glückskind.

Als Sohn eines Philologen, lernte er in seinem Elternhaus schon früh eine kunstbegeisterte Gesellschaft kennen. Schon 16jährig befreundete er sich mit dem bekannten Schriftsteller Emanuel Geibel, der sein Mentor wurde und ihn 1854 den bayerischen König Maximilian II. empfahl und damit seine blendende Karriere in München ermöglichte. Mit einer Pension ausgestattet, konnte er sich ganz dem Dichterleben hingeben und gehörte schon als 24jähriger zur geistigen Elite, die sich in den vom König veranstalteten Symposien traf. Dieser frühe Ruhm hat aber sein Schaffen nicht erstickt, sondern eher beflügelt, was seine 180 Novellen, 8 Romane oder 68 Dramen beweisen. Neben vielen Auszeichnungen erhielt er 1910 den Nobelpreis für Literatur.

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