Leopold Museum Wien: Die Sammlung Schedlmayer
Wien [ENA] Hermi Schedlmayer, geborene Weber (1941-2018) aus Siebenbürgen, hatte Glück den Zweiten Weltkrieg zu überleben, während sich die Spuren ihres Vaters an der Ostfront verloren und ihre Mutter 1945 für vier Jahre in das ostukrainische Arbeitslager Gorlowka deportiert wurde. Erst danach wurde sie mit ihren Töchtern Hermi und Hilde in Österreich vereint. Diese harte Familiengeschichte war kein Einzelfall im Krieg.
Sie muss auch den Blick auf die Welt und die Kunst geprägt haben. Hermi war kaufmännisch erfolgreich und in der Ehe mit Fritz Schedlmayer, der in der Pharmaindustrie und Nuklearmedizin tätig war, fanden sich erfolgreiche Geschäftsleute, die auch die Liebe zur Kunst und Sammlertätigkeit teilten. 1989 erwarb das Ehepaar die Villa Rothberger in Baden bei Wien, die vom Architekten Otto Prutscher 1912 umgebaut und eingerichtet wurde. In der bildenden Kunst konzentrierten sie sich auf Werke des deutschen Expressionismus von Karl Hofer, Christian Rohlfs, Max Pechstein oder Ernst Ludwig Kirchner. In diesen "zerklüfteten" Bildern findet sich vielleicht das Erinnern an die Verwerfungen und frostigen Nebelschwaden im kindlichen Bewusstsein.
Weder vor der selbstbewussten Sinnlichkeit in Franz Wiegeles Frauenakt, noch vor der Zerbrechlichkeit und Verformtheit eines Christian Rohlfs hatte Hermi Schedlmayer Scheu. Vielmehr spannte sie mit ihrer Sammlertätigkeit den Bogen vom frühkindlichen Berührtsein zur Entscheidung für Kunst als Ausdruck des Erinnerns. Erstmals wird die weitgehend unbekannte Sammlung Schedlmayer der breiten Öffentlichkeit vom Leopold Museum präsentiert. Darunter befinden sich Kunstgewerbe, Gemälde oder Skulpturen wie ein Arzneischrank von Josef Hoffmann, eine Kaminuhr von Otto Prutscher oder das Bildnis "Drei Mädchen am Fenster" von Karl Hofer. Die Sammlung kann vom 10.09.21 - 20.02.22 im Leopold Museum besichtigt werden.