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Disruption - Wie reagieren die Kapitalmärkte?

Verantwortlicher Autor: Kurt Lehberger Wiesbaden, 07.06.2025, 23:11 Uhr
Fachartikel: +++ Wirtschaft und Finanzen +++ Bericht 2177x gelesen
Die Chefvolkswirte: Disruption - Wie reagieren die Kapitalmärkte?
Die Chefvolkswirte: Disruption - Wie reagieren die Kapitalmärkte?   Bild: Kurt Lehberger

Wiesbaden [ENA] In der Panelrunde auf dem Deutschen Stiftungstag am 21.5.2025 in Wiesbaden diskutierten die Chefvolkswirte Michael Dittrich, Carsten Klude, Dr. Holger Schmieding und Dr. Robin Winkler das Thema: Disruption - Wie reagieren die Kapitalmärkte? Die Moderation übernahm Sissi Hajtmanek.

Auszüge der Diskussion und Ergebnisse: In der Politik sehen wir disruptive Veränderungen. Die Wirtschaft erfährt eine Abkehr von den freien Märkten. Nationalinteressen prägen das neue Bild, insbesondere die politische Kampagne MAGA - Make America Great Again von Trump in den USA. Die Zölle von Trump treffen die gesamte Weltwirtschaft. Wir bewegen uns in einer neuen Phase. Nach der Globalisierung folgt nun die De-Globalisierung. Die Diversifikation der Aktienanlagen ist angebracht. Beobachtet wird die De-Investition der Aktien von den USA, von China und von Russland als Folge der Unsicherheit der Weltlage. Aktien aus Europa, Asien, Japan, Taiwan, Südkorea u.a. sind dagegen gefragt.

Die USA sind nicht mehr verlässlich. Die Qualität der Institutionen hat gelitten: Die Rechtsprechung ist nicht mehr neutral. Die Staatsschulden sind immens hoch. Kommt es zu einem signifikanten Dollarverkauf? Eher nicht, da der Dollar immer noch die Leitwährung darstellt. Viele in USA setzen weiterhin auf Trump. Trump hat aber die Konsequenzen der ersten Zollpolitik erfahren und hat reagiert und die Zollpause in Kraft gesetzt. Bei den hohen Schulden müssten die Steuer eher erhöht als gesenkt und insgesamt müsste gespart werden. Trump setzt auf ausländische Investoren, die die Last tragen sollen. Die Wirtschaft der USA ist alles andere als nachhaltig. Sie stellt ein Risiko für die Weltwirtschaft dar.

Der Politikwechsel in Deutschland und der Wille, in die Infrastruktur zu investieren, kommt sehr gut an. Die Aktienmärkte in Deutschland haben positiv reagiert. Die Staaten Südostasiens arbeiten wirtschaftlich lieber mit den USA und Europa als mit China zusammen. Das ist eine Chance für Europa. Sie streben ein jährliches Wachstum von 5 – 6 % an. China stellt ein Risiko dar, da alles im Grunde in Staatsbesitz ist. Das Einparteiensystem kann jederzeit Unternehmen enteignen. China hat ein demographisches Problem. Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter wird bis 2050 um schätzungsweise ein Viertel sinken. Von den 1,4 Mrd. Menschen werden es 2050 noch ca. 800 Mill. sein.

Die Mehrheit der anwesenden Chefvolkswirte erwartet 2026 - 2027 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 - 2%. Eine nicht so optimistische Schätzung ist, dass etwa 1% Wachstum generiert wird. Nachhaltigkeit hat keine Bedeutung mehr. ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Governance) sind in den Hintergrund geraten. Die angekündigte Abschaffung des Lieferkettengesetzes zeigt diese Tendenz. Die FED wird die Zinsen nicht spürbar senken, um die Inflation im Zaum zu halten. Der Aktienmarkt in Deutschland ist weniger anfällig für Kursrückgänge als der in den USA. Hier sind die Aktien sehr hoch bewertet.

Referierende: Michael Dittrich, Stellv. Generalsekretär, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Carsten Klude, Chefvolkswirt, Bankhaus MM Warburg, Dr. Holger Schmieding, Chefvolkswirt, Berenberg Bank, Dr. Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland, Deutsche Bank. Moderation: Sissi Hajtmanek, Moderatorin und Wirtschaftsjournalistin.

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