Donnerstag, 28.03.2024 23:21 Uhr

Reise durchs Westjordanland

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Westjordanland, 28.03.2023, 23:39 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Reise & Tourismus +++ Bericht 7427x gelesen

Westjordanland [ENA] Eine Reise durchs Westjordanland oder Palästina, wie die Leute ihr Land nennen, ist für Individualtouristen nicht so leicht zu organisieren und auszuführen. Da gibt es einige Hürden zu meistern und es bedarf eine gute Portion an Planung. Starke Nerven sollte man auch mitbringen und sich nicht entmutigen lassen, falls mal was schief läuft. Dieser Bericht hilft mit Tipps, damit die Reise auch klappt.

Wie im Artikel über Bethlehem erwähnt (http://theo.en-a.eu/reise_tourismus/bethlehem-85967/), ist die Ein- und Durchreise etwas schwierig, aber nicht unmöglich. Nach Israel reist man entweder über Ben Gurion oder Eilat ein, stellt sich am Automaten ein kostenloses Visum für 90 Tage aus, geht durch die Kontrollen und fährt nach Jerusalem. Von dort kann die Reise ins Westjordanland beginnen. In Jerusalem angekommen, sollte man zum Damaskustor gehen und die arabischen Busse aufsuchen, die in verschiedene Orte fahren, denn die Fahren wirklich hinein ins Land. Man kann z.B. einen israelischen Bus nach Jericho nehmen, da er aber nicht in die Stadt reinfahren darf, hält er irgendwo außerhalb und man muss zu Fuß weiter.

Das gleiche gilt auch für andere Ortschaften. Israelische Busse dürfen bestimmte Straßen benutzen und fahren Siedlungen an und halten weit außerhalb der palästinensischen Gebiete. Oder man findet einen arabischen Taxifahrer und verhandelt mit ihm den Preis und er fährt wohin man möchte. Wer nicht verhandeln kann oder möchte, der nimmt den Bus, der sehr günstig ist. In den arabischen Bussen kann man entweder bar oder mit der israelischen Verkehrskarte bezahlen. Zu kaufen gibt es sie an Flughäfen und Bahnhöfen. Aufladen nicht vergessen, weil man sie nicht überall aufladen kann. Zugverbindungen gibt es keine in Palästina.

Schwierig ist es innerhalb Palästinas zu reisen, denn es gibt keine Verbindungen. Die Busse fahren alle nach Jerusalem und nicht zwischen den Orten. D.h. wenn man von Ramallah nach Jericho fahren möchte, muss man zuerst mit dem einen Bus nach Jerusalem, dort umsteigen und mit dem anderen nach Jericho. Oder man nimmt ein orangefarbenes Taxi. Das sind Kleinbusse, wie VW-Bus, etc. die innerhalb des Landes fahren. Gefahren wird wenn der Taxibus voll ist. Kostet wenige Euro und die Standplätze sind im ganzen Stadtgebiet verteilt. Geht irgendwie nach Richtung. Am Besten vor Ort nachfragen wo sie ihren Stand haben. Allerdings fahren sie nicht an Freitagen, denn das ist der Sonntag für Muslime. Israelische Busse fahren nicht an Samstagen.

Wenn man allerdings eine Basis hat und von dort aus diverse Orte besuchen möchte, kann man sich einen Taxifahrer für Tagestouren mieten. Am Besten einen der Englisch kann und sich auskennt. Dem kann man seine Vorschläge machen und wenn er sich gut auskennt, dann schlägt er noch einige Sehenswürdigkeiten vor. Es gibt auch deutschsprachige Fremdenführer, die man engagieren kann. Ayoub ist ein netter Taxifahrer aus Bethlehem, der uns zu einem fairen Preis einen ganzen Tag lang quer durchs Westjordanland kutschiert hat und uns einiges gezeigt und über Land und Leute erzählt hat. Auf dem Weg zurück haben wir in einem lokalen Restaurant, etwas außerhalb Bethlehems Stopp gemacht und sehr gut und sehr günstig gegessen.

Die Tour ging am Manger Platz los und erste Station war eine Tankstelle, an deren Seitenwand ein riesiges Graffito von Banksy prangt. Shepherds Field war die zweite Station. In der Gegend östlich von Bethlehem gibt es noch viele Höhlen, in denen die Hirten „über ihre Herde wachten“. Hier, so berichtet das Lukas-Evangelium, kündigte ein Engel die Geburt Jesu an. Die frohe Botschaft des Engels wurde nicht den Edlen oder Frommen überbracht, sondern den Arbeitern, die in einem schlechten Ruf standen. In der jüdischen Literatur gehörte der Beruf des „Hirten“ zu den am meisten verachteten Berufen der damaligen Zeit - doch Jesus identifizierte sich mit diesem Beruf, als er sich „der gute Hirte“ nannte (Johannes 10,11).

Der traditionelle Ort des Besuchs des Engels ist die Stadt Beit Sahur. Ursprünglich als „Dorf der Hirten“ bekannt, ist es heute ein östlicher Vorort von Bethlehem. Die mit dem Hirtenfeld verbundene Tradition wird durch die Tatsache kompliziert, dass Archäologen mehr als einen möglichen Standort identifiziert haben. Es gibt 3 mögliche Orte. Danach ging's quer durch die Wüste zum Kloster Georg Hosevit. Das Kloster von St. Georg Hosevit ist einer der malerischsten und exotischsten Orte in Israel. Das älteste Kloster der Welt liegt im unteren Teil des Keltischen Tals, 5 km von Jericho entfernt.

Zum Kloster führt eine alte Straße, die von der modernen Schnellstraße abzweigt. Pilger und gewöhnliche Touristen werden auf dieser Strecke etwas zu sehen bekommen, denn hier und da gibt es Überreste des alten römischen Aquädukts. Leider ist die Wasserleitung heute nicht mehr in Betrieb, aber die Byzantiner und die Kreuzfahrer haben sie regelmäßig instand gesetzt. Im Gegenzug wurde in der Schlucht selbst ein Kanal mit fließendem Wasser gebaut. Eine weitere Besonderheit der Gegend sind die Ruinen des arabischen Beckens (Beth Jaber al-Fukani), das sich vor dem Fußgängerabstieg zum Kloster in der Nähe des Parkplatzes befindet.

Vom Parkplatz aus, schreitet man durchs Tor und es bieten sich zwei Möglichkeiten an: entweder geht man rechts den Weg runter zum Kloster, dauert etwa eine halbe Stunde zu Fuß oder man geht links den Weg dem Berg hoch, von wo aus man nach wenigen Minuten einen herrlichen Ausblick über das Tal und das Kloster hat. Überall auf den Bergspitzen wurden Kreuze angebracht und der Ort übt eine gewisse Magie aus. Man hat das Gefühl ewig dort bleiben zu wollen. Es ist sehr friedlich und sehr still und vergisst im Nu die nervigen Händler vom Parkplatz, die man gleich wiedersehen wird.

Vom Kloster aus ist es nur ein Steinwurf nach Jericho. Wer Bibel- und Geschichtsfest ist und erwartet eine Stadt wie von Anno dazumal zu sehen, der wird enttäuscht sein. Die Stadt hat leider nichts biblisches mehr und ist auch nichts besonderes. Es gibt die Stätte wo einst die Mauer gewesen sein soll und auf dem Berg der Versuchung ist ein Kloster, von wo aus man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt bis ans Tote Meer hat. Aufstieg mit der Gondelbahn zu 15 Euro pro Person. Wer nicht rauf will, der kann sich die Stätte unten anschauen. Da Jericho etwa 350 Meter unter dem Meer liegt, ist es auch im Winter recht warm. Sehr interessant ist das große Open Air Museum Tell es-Sultan, wo man auch einen Film über den einstigen Palast sieht.

Von Jericho aus geht es weiter zum Fluss Jordan, zum Ort wo Jesus getauft wurde. Wer noch nie am Jordan war, der wird sich wundern und vielleicht enttäuscht sein, wenn er den schlammigen Rinnsal sieht. Wenige Meter gegenüber liegt Jordanien. Man kann rüberschwimmen, wenn man möchte. Auf beiden Seiten des Flusses und der Grenze gibt es griechisch-orthodoxe Kirchen vom Johannes dem Täufer und im Fluss lassen sich auch heutzutage Menschen taufen. Es sind meistens Gruppen in weißen Gewändern, die auch einen Priester dabeihaben. Wer mutig ist, taucht ins trübe Wasser, ansonsten kann man sich Wasser aufs Haupt schütten lassen. Auch hierfür sollte man sich Zeit nehmen, um dem Spektakel beizuwohnen.

Ehe es zurückgeht, stehen noch zwei Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Zuerst das Kloster vom Heiligen Gerasimos vom Jordan, auch bekannt unter den Namen Deir Hijleh oder Deir Hajla. Das Kloster ist sehr gut erhalten und bewohnt und man kann viele Räume besuchen. Die letzte Station ist die Nabi Mosa Moschee, die eine historische Pilgerstätte ist, die angeblich das Grab von Moses sein soll. Christen dürfen rein, eventuell aber nicht in den Gebetsraum. In Jericho sollte man sich auch den Baum von Zachäus unbedingt anschauen, denn das soll der Baum sein, auf dem Zachäus gestiegen ist und von Jesus angesprochen wurde. Natürlich gibt es viel mehr Sehenswürdigkeiten, aber das ist nur eine kleine Auswahl für eine Tagestour.

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