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Karpathos

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Karpathos, 20.05.2025, 12:35 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Reise & Tourismus +++ Bericht 5692x gelesen

Karpathos [ENA] Karpathos ist mit ca. 48 km Länge und maximal 12 km Breite, nach Rhodos, die zweitgrößte Dodekanes-Insel. Karpathos liegt in der südöstlichen Ägäis zwischen der Ostspitze Kretas und dem Südwesten von Rhodos. Westlich liegt die kleinere Insel Kasos und im Norden die mittlerweile unbewohnte Insel Saria. Ein Geheimtipp ist Karpathos zwar nicht mehr, aber viele kennen die Insel nicht und es gibt keinen Massentourismus.

Ziemlich untypisch ist die Art des Tourismus auf der Insel. Kein Massentourismus wie anderswo, keine Hotelketten, keine großen Hotels mit Ausnahme zwei in der Hauptstadt der Insel und, haltet euch fest ihr jüngeren Partygänger: kein Nachtleben! Kurz nach Mitternacht werden die Bürgersteige hochgeklappt und alle gehen schlafen. Alle? Nicht ganz. Es gibt einen Club, wird aber nicht verraten wie er heißt und wo er sich befindet. Langweilig ist es zwar nicht, denn es gibt eine Reihe Bars, Cafés und Tavernen u.a. mit Live-Musik, aber spätestens um 1 Uhr geht das Licht an und der Letzte macht die Tür zu.

Karpathos ist deswegen beliebt bei gewissen Touristengruppen, wie Rentnern, Familien und Wassersportlern. Die Rentner haben ihre Ruhe, die Familien genießen ihre Tage an den unzähligen Traumstränden und die Wassersportler finden ein Taucher- und Surfer-Paradies vor. Da es immer starke Winde ab 5 Beaufort gibt, kann man an verschiedenen Buchten wunderbar Surfen. Taucher können mit dem Boot rausfahren und eine der vielen Unterwasserhöhlen bzw. Höhlen ohne Landzugang besuchen.

Die Insel hat eine Population von ca. 6500, wobei die meisten Menschen, ca. 2000, in der Hauptstadt Pigadia leben und der Rest im Süden und Zentrum verteilt ist. Der Norden ist dünn besiedelt. In Pigadia findet man alles, was man braucht und die Stadt ist sehr geschäftig. Es gibt Banken, eine Post, Supermärkte, Minimärkte, Gastro aller Art, Kirchen, Museen, Sehenswürdigkeiten etc. An der langen Promenade findet man hauptsächlich Gastro und die örtliche Tauchschule und in den Straßen darüber Apotheken, Bäckereien, Banken und allerlei Geschäfte und kleinere Hotels.

Die Stadt an sich ist Geschmackssache. In manchen FB-Gruppen wird sie von den Touristen als Traum und sogar als Paradies gepriesen, wo man sich die Frage stellt, was diese Leute eingeschmissen haben oder doch kurzsichtig oder blind sind. Denn Pigadia ist nicht wirklich schön. Der Teil oberhalb des Hafens ist der schönste Teil der Stadt, der Rest ist eine einzige Bausünde. Die Straßen sind eng, es gibt kaum Bürgersteige, die Bauten sind hässlich und ein paar seit Jahren brachliegende Baustellen und unbebaute Grundstücke, gibt es auch.

Bäume gibt es kaum in der Stadt und kürzlich mussten diverse Eukalyptusbäume dran glauben, weil die Gemeinde einen neuen Bürgersteig gebaut hat. Die Bäume hätte man erhalten können. Die Bürgersteige sind auch nicht sonderlich gelungen und an einen Punkt ist die Straße sehr eng geworden, sodass der nach links abbiegende Bus (und auch LKW) mit dem rechten Reifen auf den Bürgersteig fahren müssen.

Die Strände der Stadt sind endlos lang, und Richtung Krankenhaus wird’s schöner, aber man sieht kaum Menschen. Der Grund liegt an der Steinplatte im Meer, die man überqueren muss, um überhaupt schwimmen zu können. Da man auf der Platte sehr leicht ausrutscht, meidet man diesen Strand und besucht einen der sehr vielen anderen, die eh schöner sind. Um zu den schönsten Stränden zu gelangen, braucht man ein Auto, weil der ÖPNV auf der Insel eine einzige Katastrophe ist. Es gibt Busse, die von Pigadia zu diversen Orten fahren, aber der Dienst bedient eher Schüler als Erwachsene und es gibt nur eine Verbindung raus und eine zurück. Wie z.B. zum Flughafen: der einzige Bus fährt mittags hin (wo es keinen Flug gibt) und gleich wieder zurück.

Zu den schönsten Orten gehören die Dörfer Aperi, was auch die ehemalige Hauptstadt ist, Menetes, Olympos und Diafani. Darüberhinaus gibt es eine Reihe Touristenorte oder weniger schöne Orte, wie Arkasa, was eine Mischung aus beiden ist. Der obere Teil ist ständig bewohnt, der untere Teil ist Touristenort und im Winter verweist. Viel hübscher ist das nur 3 km entfernte Fischerdorf Finiki, mit kleiner malerischer Bucht. Da leben 50 Menschen das ganze Jahr über und eine der Gaststätten ist auch im Winter geöffnet. Beide Orte liegen an der Westküste und bieten einen wunderbaren Ausblick auf die Nachbarinsel Kasos und man da kann wunderschöne Sonnenuntergänge genießen.

Etwas nördlich von Finiki werden Küste und Natur wilder und man hat das Gefühl an einem Ozean und nicht in der Ägäis zu sein. Starke Winde und Strömungen klatschen das Meer an die Küste und die sehr hohen Berge sind karg und von unbeschreiblicher Schönheit. Ein paar Kilometer weiter nördlich teilt sich die Straße. Von da kann man entweder die Berge rauf ins Inselinnere Richtung Othos oder weiter nach Norden Richtung Lefkos und Mesochori fahren. Lefkos (Weiß) ist eine Streusiedlung und gehört zum Dorf Mesochori (mittleres Dorf). Die Siedlung Kato Lefkos liegt direkt am Meer und die Hauptsiedlung (Ano) Lefkos in ca. 200 Meter Höhe.

Das etwa 5 km entfernte Mesochori ist von der Landstraße aus über eine Stichstraße erreichbar und ist aufgrund seiner engen Gassen autofrei. Geparkt wird außerhalb des Dorfes. Das Dorf ist sehr schön, bietet einen atemberaubenden Ausblick aufs Meer und die Buchten, hat einige Kirchen und sehr schöne Gebäude. Einen Besuch wert ist die Johanniskirche mit der holzgeschnitzten Ikonostase und dem Boden aus Meereskieselsteinen. Etwas außerhalb und hinter einem Felsvorsprung gut versteckt, liegt die Panagia-Kirche (Mutter Gottes). Bis 1960 war Mesochori nur auf den Seeweg und dann über einen Wanderweg erreichbar.

Lefkos wurde 1999 zur archäologischen Stätte ernannt, weil, obwohl es keine systematischen Ausgrabungen, bzw. Erforschung gegeben hat, einige Baudenkmäler von der spätrömischen bis in die frühbyzantinische Zeit gefunden worden sind. Auch Mauerreste oder Böden nicht mehr existierender Kirchen wurden gefunden. In der Umgebung gibt es auch eine römische Zisterne und viele andere Denkmäler aus der Zeit und ein paar Bootsminuten nordwestlich liegt die unbewohnte Insel Sokastro, wo es Fundamente, Zisternen und Säulen aus den Kreuzfahrer- und der byzantinischer Zeit gibt.

Die Landstraße führt weiter nach Spoa und von da kann man in den Norden oder auf der östlichen Seite Richtung Süden fahren. Spoa ist ein kleines Dorf mit ca. 150 Einwohnern, was aber die Besonderheit hat, an der schmalsten Stelle der Insel zu liegen. Zwischen den beiden Küsten sind es nur 3,5 km. Von da geht es weiter nach Olympos, nicht zu verwechseln mit dem Berg der Götter. Das Dorf liegt malerisch und imposant links von der Landstraße und ist am Berg gebaut. Es schaut zwar groß aus, ist aber mit etwa 270 Einwohnern recht klein.

Es wurde im 7. Jahrhundert von Bewohnern der Region gegründet, die von den Überfällen der Piraten von der Küste auf den Berg flüchteten. Da es bis vor 2013 keine asphaltierte Straße gab, war Olympos abgeschieden und autonom. Folge der Abgeschiedenheit ist ein eigentümlicher Dialekt und eine starke Ausprägung der Bräuche. Immer noch tragen, vor allem Frauen, traditionelle Kleidung. Wie Mesochori ist auch Olympos autofrei und ein Muss für jeden Touristen.

Weiter führt die Straße zum Hafendorf Diafani, aber kurz davor kann man den Abstecher zur Siedlung Avlona nehmen. Da wohnen nicht mal 10 Menschen, die von der Landwirtschaft leben. Da endet auch die Straße und wer weiter nördlich nach Tristomo möchte, wo nur eine Handvoll Leute leben, der muss zu Fuß über den Wanderweg oder mit dem Boot hinfahren. Eine Straße führt da nicht hin. Avlona erstreckt sich auf einer Tiefebene und ist ziemlich malerisch. Wer in der Region wandern möchte, muss genügend Wasser und Proviant dabeihaben, denn Geschäfte gibt es nirgendwo. Wenn man Glück hat, ist eines der Häuser bewohnt und es ist jemand zu Hause, der einem Wasser geben kann.

In Diafani endet die Landstraße. Das Dorf am Meer hat einen Hafen, wo das Schiff aus Piräus oder Rhodos zweimal die Woche hält. Außerdem gibt es hier Boote, die zur unbewohnten Insel Saria fahren. Saria war mal mit Karpathos vereint, jetzt beträgt die Meerenge (Steno genannt, was Enge bedeutet) an der engsten Stelle etwas über 100 Meter und ist nur 1,5 Meter tief. Da die Lebensbedingungen sehr hart waren, verließen die Bewohner die Insel in den 1970er Jahren und siedelten rüber nach Karpathos. So manch ehemaliger Bewohner, verbringt die Wochenenden in seinem Haus auf Saria. Die Insel bietet sehr schöne Strände, einige Wanderwege und Sehenswürdigkeiten, wie diverse Kirchen. Derzeit leben Esel und andere Tiere auf Saria.

Die Vegetation von Karpathos ist dreigeteilt. Im Süden karg, im Zentrum dichter Wald und im Norden Steppenartig. Aperi, das eleganteste Dorf von Karpathos, ist umgeben von dichten Wäldern. Direkt darüber befindet sich das weniger elegante Dorf Volada und weiter oben auf der Bergspitze liegt Othos. In Aperi findet man sehr viele Villen und ein großes Kloster, etwas außerhalb. Einer der schönsten Strände, Apella Beach, ist ein paar Kilometer entfernt, und weil das Dorf hoch am Berg liegt, sieht man von einem Punkt aus, die Hauptstadt Pigadia. Auch der Strand Kyra Panagia liegt in der Nähe und außerdem der höchste Punkt auf dem Dodekanes, Kali Limni auf 1215 Meter. Der Name bedeutet „guter See“. Humor haben sie.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Orte, die sehr schön, bzw. malerisch sind, wie das Dorf Pyles, kurz nach Othos. Oder abgelegene Siedlungen, wie Stes, auch in der Nähe von Othos. Und wer wandern mag, kommt voll auf seine Kosten. Wandern sollte man im Sommer vermeiden, weil es mit über 30 Grad, heiß ist und es zur Tortur wird. Die besten Monate sind ab Mitte Oktober bis Mai. Es gibt einen Wander- und Bergsteigerverein auf der Insel, der in der Zeit Wanderungen veranstaltet. Zu finden ist der Verein auf Facebook unter „Friends of Nature Karpathos Section“. Jeder ist willkommen mitzuwandern. Die Gruppe ist sehr international und variiert von Mal zu Mal.

Die Saison auf Karpathos startet zu Ostern und geht bis Mitte Oktober. Dann wird es bis Weihnachten ruhiger und danach ist es sehr ruhig. Am Anfang und am Ende der Saison hat noch nicht alles auf und es ist sehr entspannt auf der Insel. Hochsaison sind Juli und August und es wird voller. Die beste Jahreszeit jedoch ist der Winter. Da ist die Insel leer, ruhig und das Wetter ist schön. Der Winter ist mild mit 15 Grad tagsüber und 10 Grad nachts. Man kann auch im Meer schwimmen, denn die Wassertemperatur beträgt 16-17 Grad.

Wandern auf den unzähligen Wanderwegen ist ein Genuss und Radfahrer kommen auf ihre Kosten, denn die Straßen sind leer und man kann herrlich über die Insel brettern. Weil der Straßenbelag eher rau ist, empfiehlt es sich mit einem Gravel- oder Mountainbike anzureisen. Mit dem Rennrad wird man auch seinen Spaß haben, aber nach wenigen Tagen wird man sämtliche asphaltierten Straßen befahren haben und für die Schotterpisten wird man ein anderes Rad brauchen. Auf Komoot gibt es sehr viele Routen und Bilder zum Wandern und Radeln.

Die Anreise gestaltet sich etwas schwierig. Die Fähre von Piräus geht dreimal in der Woche und braucht zwischen 13 (montags) und 18 Stunden (mittwochs und freitags). Sie hält u.a. in Santorin, Kreta und Kasos. Danach fährt sie mit Stopps weiter nach Rhodos, sodass man Insel-Hopping machen kann. Es gibt fast jeden Tag Flüge aus Athen. Olympic Air und Sky Express fliegen im Wechsel in etwas über eine Stunde. Hinzu kommt eine Flugverbindung zwischen Rhodos, Karpathos, Kasos und Kreta, zweimal in der Woche. Spektakulär ist der Flug zwischen Kasos und Karpathos. Mit 5 Minuten ist das der zweitkürzeste Flug weltweit. Im Sommer gibt es Charterflüge aus dem Ausland, die sich jedoch von Sommer zu Sommer ändern.

Beliebt ist Karpathos bei Italienern, die bevorzugt in Menetes mit seinen bunten Häusern und engen Gassen wohnen, Holländern, Finnen und Skandinaviern. Hinzu kommen einige Franzosen. Bei den Deutschen und Österreichern scheint die Insel entweder unbekannt oder unbeliebt zu sein. Viele dieser Deutschen und Österreicher kommen zum Surfen, und wohnen im Süden rund um den Flughafen, wo es die besten Surfbedingungen gibt. Der Rest verteilt sich auf der Insel, die meisten verbringen jedoch ihren Urlaub im Süden, in Orten wie Lakki, Ammoopi und die zuvor erwähnten Orte Arkasa und Fikini.

Karpathos hat viel zu bieten, vor allem wunderschöne Natur. Wer es ruhiger mag und die Abgeschiedenheit sucht, sollte mal auf der Insel Urlaub machen. Viele kommen immer wieder und einige sind dahingezogen oder verbringen einen großen Teil des Jahres auf der Insel und haben sich voll integriert. Die Insel ist von rauer Schönheit, die einem in ihren Bann zieht und immer wieder kommen lässt. Die Einheimischen sind sehr mit ihrer Insel verbunden und die vielen Insulaner, die in den USA leben, investieren viel Geld auf der Insel und besitzen die schönsten Häuser. Und wenn Sie einen Rennradler mit dunkelblauem BMC-Bike und schwarzrotem Helm über die Insel brettern sehen, dann ist es der Schreiber des Artikels. Halten Sie ihn gerne an.

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