BW Agrarminister duldet Rechtsbruch bei Kälbertransporten
Stuttgart [ENA] Tierschützer*innen appellieren erneut in einem offenen Brief an baden-württembergischen Agrarminister Hauk, Verstöße gegen geltendes EU-Recht beim Transport von nicht abgesetzten Kälbern nicht länger zu dulden. Die Kälber "leiden stundenlang - ja, tagelang! - unter immensem Hunger und Durst und dies ist ein klarer Rechtsverstoß gegen EU-Recht", betonen sehr besorgt die Aktivisten und fordern ein Ende dieser Praxis.
"Die Kälbertransporte von der Sammelstelle in Bad Waldsee gehen aktuell unvermindert und in hoher Zahl weiter", konstatieren die Tierschützerinnen in Ihrer Pressemitteilung vom 15.05.2023 und führen weiter aus: "Das alleine ist schon schrecklich genug - die kleinen Kälbchen landen meist in Spanien oder Holland, wo sie in Mastbetrieben stehen und dann größtenteils weiter transportiert werden, nach Algerien, Marokko, Libanon oder Ägypten. Dort werden sie - wie im Islam üblich - geschächtet, was bedeutet, dass sie ohne Betäubung mit einem Kehlschnitt stundenlang ausbluten." Es gebe zahllose Berichte darüber, die die Leserschaft vermutlich kenne. Falls nicht, empfehlen die Aktivisten den unten verlinkten Beitrag vom SWR.(1)
Der eigentliche Skandal an der Sache sei aber, dass die Transporte auf Fahrzeugen erfolgen, die der Art und den Bedürfnissen der nicht abgesetzte Kälber nicht gerecht würden, was nach wie vor ein Verstoß gegen geltendes EU-Recht (Transportverordnung EG Nr.1/2005) darstelle, monieren die Tierschützerinnen. "Deswegen appellieren wir erneut in einem offenen Brief - den zudem namhafte Vereine, Organisationen, Einzelpersonen mitgezeichnet haben - an Minister Hauk, diese Verstöße gegen geltendes EU-Recht nicht länger zu dulden. Wir fragen uns, wieso ein Rechtsbruch von Seiten der Politik toleriert wird, wohingegen der Bürger und die Bürgerin sich gefälligst an alle Gesetze zu halten haben, sonst droht ein Bußgeld."
Auszugsweise heißt es im besagten offenen Brief an Minister Hauk: "Damit verschließen Sie sich sehenden Auges dem anhaltenden schweren Tierleid bei den Transporten nicht abgesetzter Kälber. Abgesehen davon, ob es überhaupt tierrechtlich, tiergesundheitlich und (tier)ethisch angemessen bzw. zulässig ist, nicht abgesetzte Kälber zu transportieren, müssen wir leider feststellen, dass Sie, sehr geehrter Herr Minister Hauk, im Kontext der Kälbertransporte ab Baden-Württemberg dem Unionsrecht und Ihrer Schutzpflicht gegenüber diesen gequälten Tierkindern gemäß Grundgesetz Artikel 20 a nicht nachkommen. Sehr geehrter Herr Minister Hauk, wie lange noch werden Sie diese Quälerei vulnerabler Kälber auf nicht rechtskonformen Transporten dulden?"
Mitzeichnende: 1) Dr. Norbert Alzmann, Biologe und Bioethiker (Privatperson). 2) Arbeitsgemeinschaft Tier & Mensch. 3) Bürgerinitiative Lahstedt-Ilsede für TIER, MENSCH und UMWELT. 4) Bundesverband Tierschutz e. V. 5) Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V. 6) Dr. Kathrin Herrmann, Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin. 7) Udine Kurth (Privatperson). 8) Menschen für Tierrecht Baden-Württemberg e. V. 9) mensch fair tier e. V. 10) Politischer Arbeitskreis Tierrechte in Europa PAKT e. V. 11) PETA Deutschland e. V. 12) Stallbrände. 13) Tasso e. V. 14) Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e. V. 15) Dr. Eisenhart von Loeper, Rechtsanwalt. 16) XORGA – vereint für Tierrechte
(1) https://www.ardmediathek.de/video/betrifft/die-spur-der-kaelbchen-die-schattenseiten-der-milchwirtschaft/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4Mzg2Njk (2) Weitere Links: www.menschfairtier.de, www.xorga.org