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Die Aldi – Saftkur Happy Drink – oder nicht ? 06.03.22

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 06.03.2022, 12:29 Uhr
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Hier sehen Sie die 6 Flaschen bei der Aldi - Nord Saftkur aus der Werbung diese Woche
Hier sehen Sie die 6 Flaschen bei der Aldi - Nord Saftkur aus der Werbung diese Woche  Bild: Uwe Hildebrandt

Göttingen [ENA] Es ist mal wieder soweit. Eine Produktprüfung. Diesmal ein aktuelles Angebot aus dieser Woche von Aldi – Nord. Geworben wird mit einer sogenannten Saftkur von Rio D´oro, dem Happy Drink Program. Und das sieht nicht nur im Prospekt locker und toll aus, auch die vollmundige Beschreibung lockt.

Dieses umfasst 6 Säfte – Trinkflaschen mit jeweils 330ml, die an einem Tag, jeweils 2 Morgens, 2 Mittags und 2 Abends getrunken werden sollen. Dabei dürfen sie als Konsument sich sogar aussuchen, ob sie eine Saftkur, oder sogar gleich 3 machen wollen, so die Werbeanzeige im Prospekt von Aldi – Ist doch toll. Lt. Prospektbeschreibung sind die Säfte aufeinander abgestimmt und abwechslungsreich. Und Vegan. Ein zusätzlicher Kaufanreiz. Mit einem veröffentlichtem Aktionspreis von 5.99 Euro; für alle 6 Flaschen. Wir haben also einen Pappkarton mit den 6 Flaschen bei Aldi direkt am ersten Werbetag gekauft – das erste was uns auffällt: Erstaunlich wenig Ware, kaum 10 Packungen in der Kühlung, bei einem angeblich so gesundem, günstigem Produkt ?

Beiliegend finden die Kunden einen Flyer, der genau beschreibt, wie die Flaschen angewendet werden sollen. Für besonders dumme nämlich, denn: Die Flaschen sind von 1 – 6 nummeriert. Sie können nicht einfach drauflostrinken. Es ist genau festgelegt, in welcher Reihenfolge die Flaschen getrunken werden sollen. Und das wird so begründet:Flasche 1 ist ein Drink aus Apfel, Ananas, Kiwi, Banane und Limette; Drink 2 enthält Orange, Mango, Ananas und Apfel. Dazu sind Basilikumsamen und Chiasamen beigefügt, die satt machen sollen und wertvolle Inhaltsstoffe für einen guten Start in den Tag beinhalten. Iss ja toll. Mittags folgen dann die 2 Säfte mit einmal Apfel, Traube, Rote Beeren, Acerola und andere Früchte.

Danach kippen wir uns den Saft mit Orange, Karotte, Ananas, Acerola und wieder andere Früchte rein. Damit genug Energie für den Körper bereitsteht und (so steht es wörtlich im Flyer) das Gute aus Frucht und Gemüse zugeführt wird. Schließlich kommen wir zum Abend: Da gibt es Orange, Apfel, Karotte und Ingwer, dazu den 2. Saft mit Orange, Kiwi, Gurke, Acerola und anderen Früchten. Begründung, warum diese Säfte Abends getrunken werden sollen: Die liefern nämlich noch mehr Gutes aus Obst und Gemüse. Hatten wir das nicht schon am Mittag ? Soviel Gutes, so viel Gesundes – Ist das alles gesund ? Im übrigen wird zu den Säften ein Glas Wasser oder ungesüßter Tee empfohlen.

Bei den Gründen warum der Kunde diese Kur machen sollte: Fastentage, den Körper mal so richtig durchatmen lassen. Und im Kleingedruckten steht unter anderen, sollte man unter Diabetes leider, dann bitte mit dem Arzt sprechen. Und das ist genau der Einstieg, den ich gebraucht habe. Denn das Gute in den Flaschen ist gar nicht so gut wie beschrieben. Was auffällt: Weder im Werbeprospekt noch auf der angeblichen Informationsseite von Aldi Nord zu diesem Produkt finden sich die Angaben zu den Nährwerten dieser Säfte, und das hat seinen Grund.

Im übrigen sei vorweg genommen, das auch die Aldi Nord Presseabteilung weder am Telefon noch auf schriftliche Anfrage bereit war, die Nährwerte mitzuteilen. Warum wohl ? Schauen wir uns mal auf den Flaschen die Nährwerte an. Da fallen besonders die Zuckeranteile auf, die pro Flasche bei 26 – 36g liegen. Auch wenn hier keine künstlichen Zuckerzusätze vorliegen, bedeutet das bei einer täglich empfohlenen Zuckermenge von 50g eine extreme Überzufuhr von Zucker.

Hier sieht jeder die genauen Nährwertangaben der Flaschen

Diese Empfehlung wird zum einen von der WHO empfohlen als auch von den 3 führenden Gesellschaften in diesem Bereich, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG). Wenn diese Menge dauerhaft überschritten wird, kann das zu Übergewicht und zahlreiche mit Übergewicht verbundene Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen und die Entstehung von Karies führen.

Wenn ich an eine Kur denke und das Ziel einer Kur, dann bedeutet das unabhängig von der Art der Kur eine Lebens- und Gesundheitsverbesserung, möglicherweise Linderung von Krankheiten und bestehenden körperlichen Einschränkungen. Wenn ich die Zuckerdaten dieser Saftkur mal summiere, bedeutet das eine Zuckerzufuhr durch den Saft von sage und schreibe 197g pro Tag. Wenn also die Empfehlung von 3 Tagen lt. Prospekt oder sogar 2 – 5 Tage lt Flyer verfolgt wird, dann wird dem Körper in 5 Tagen fast 1 kg Zucker zugeführt. Ich komme auf die Aussagen der 3 genannten Institute zurück und zitiere aus dem Aritkel DGE aktuell vom 20.12.2018:

Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2 000 kcal/Tag entspricht diese Empfehlung einer maximalen Zufuhr von 50 g freien Zuckern/Tag. Dazu zählen Monosaccharide und Disaccharide, die Hersteller oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen sowie in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten natürlich vorkommende Zucker (Zitatende). Und jetzt darf jeder sein Gehirn mal anstrengen ob er diese Menge auch nur annährend für gesund hält. Dabei spielt es im übrigen wenig eine Rolle, ob der Zucker sozusagen gelöffelt oder in anderen Formen dem Körper zugeführt wird.

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