Donnerstag, 20.03.2025 05:26 Uhr

Schüsse und Explosionen erschüttern das Ruhrgebiet

Verantwortlicher Autor: Atilla Memet Dortmund, 11.03.2025, 08:57 Uhr
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Biker  Bild: Atilla Memet

Dortmund [ENA] Seit Wochen hält eine Serie von Gewalttaten das Ruhrgebiet in Atem. Schüsse auf Wohnhäuser, explodierende Sprengsätze und ein schwer verletzter Mann – die Hintergründe dieser Anschläge scheinen nun geklärt. Die Polizei Dortmund hat zwei ehemalige Rocker festgenommen, die hinter den Attacken stecken.

Ihr Motiv: Rache. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bestätigte Polizeipräsident Gregor Lange die Festnahme der beiden Verdächtigen im Alter von 25 und 33 Jahren. Die Männer, beide ehemalige Mitglieder des Hells Angels-Chapter Unna, wurden von Spezialeinheiten in Bochum überwältigt und sitzen nun in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, vergangenen Freitagmorgen mit einem vollautomatischen Gewehr auf das Haus des 52-jährigen Rockers Meik T. in Holzwickede geschossen zu haben.

Gefährliche Racheaktionen Die Szene gleicht einem Kriegsschauplatz: Mehr als 60 Projektile durchsiebten das Gebäude. Im Erdgeschoss schlief zum Zeitpunkt des Angriffs ein 16-jähriges Mädchen. „Es ist reines Glück, dass niemand schwer verletzt oder getötet wurde“, betonte Staatsanwalt Henner Kruse. Die Ermittler werfen den Verdächtigen unter anderem versuchten Mord aus niederen Beweggründen vor. Das Motiv der Taten scheint klar: Rache. Einer der beiden Männer war zuvor aus den Hells Angels ausgeschlossen worden, nachdem der Club sich weigerte, seine privaten Streitigkeiten zu unterstützen. Er erhielt den Status „vogelfrei“ – ein schwerwiegender Makel in der Rockerszene. Sein Komplize soll aus Solidarität mit ihm ausgetreten sein.

Eskalation im Rockermilieu. „Die Taten sind letztlich darauf zurückzuführen, dass sie sich für ihren Fall aus der Gunst der Gruppe rächen wollten“, erklärte Kruse. Die Schüsse auf das Haus in Holzwickede sind nur ein Teil einer ganzen Serie von Gewalttaten. Am Sonntag wurde Meik T. mit einer Schusswunde in der Leiste in ein Krankenhaus eingeliefert. Wo und von wem er attackiert wurde, bleibt unklar. Zudem explodierten am Sonntag und Montag Sprengsätze vor Wohnhäusern in Bochum und Oberhausen. Die Polizei vermutet, dass alle diese Taten im Zusammenhang stehen. Um die Ermittlungen zu koordinieren, wurde die Sonderkommission „BAO Chrom“ ins Leben gerufen.

Kein Rockerkrieg, aber gefährliche Konflikte. Bis zu 100 Ermittler, darunter Kriminaltechniker, Spezialeinheiten und Hundertschaften, sind im Einsatz. Bei Durchsuchungen wurden vier Fahrzeuge, 23.000 Euro Bargeld und zwei Waffen sichergestellt, darunter eine Neun-Millimeter-Pistole.Obwohl die Taten auf das Konto ehemaliger Rocker gehen, will die Polizei nicht von einem Rockerkrieg sprechen. „Es geht hier nicht um Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen, sondern um persönliche Racheaktionen“, so Kruse. Dennoch brodelt es seit Monaten in der kriminellen Rockerszene in NRW. Hintergrund sind Verschiebungen innerhalb der Gruppierungen, insbesondere nach dem Verbot der Bandidos MC Federation West Central im Jahr 2021.

Polizei sendet klare Botschaft. Ehemalige Mitglieder der Bandidos sind zu den Hells Angels übergelaufen – ein Schritt, der in der Szene gegen den Ehrenkodex verstößt und erhebliches Konfliktpotenzial birgt. Polizeipräsident Gregor Lange betonte, dass die Polizei entschlossen sei, weitere Eskalationen zu verhindern. „Wir dulden keine Straftaten von Rockergangs. Wir unternehmen alles, um solche Taten zu verhindern und senden damit ein klares Signal an die Bevölkerung: Der Rechtsstaat ist durchsetzungsstark.“

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Ob die festgenommenen Männer auch für weitere Anschläge in den vergangenen Wochen verantwortlich sind, wird noch geprüft. Eins ist jedoch sicher: Die Gewaltspirale im Ruhrgebiet hat vorerst ein Ende gefunden – dank der schnellen und entschlossenen Arbeit der Ermittler. Weitere Informationen zu dem Fall und den Hintergründen der Rockerszene in NRW werden in den kommenden Tagen erwartet.

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