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Gerhard Richter "Landschaft" im Kunstforum Wien

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 06.10.2020, 18:39 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 5935x gelesen

Wien [ENA] Das schöne, neoklassizistische Bank Austria Kunstforum auf der Freyung in Wien hat mit der Ausstellung von Gerhard Richter den Nerv der Zeit getroffen. "Landschaft" ist ein Thema, dass uns alle angeht, auch wenn uns das Erhabene und Grandiose daran mmer weniger berührt. Zu sehr verengt sich unser Blick im alltäglichen Materialismus und Richter zeigt uns spielerisch und provokant wie Landschaft noch erlebar ist.

Da sind seine Wolken-, Eis-oder Sternenbilder, die die Unendlichkeit fassen wollen, in Lichtreflexen dahinströmen und doch nur Momentaufnahmen einer bedrohlichen Vergänglichkeit sind, die Reminiszenzen schmelzender Eisdecken wach werden lassen und Landschaft in die Bedrohungsszenarien moderner ökologischer Selbstreflexion setzen. Der Künstler hat ein gebrochenes gleichzeitig aber auch souveränes Verhältnis zur Landschaft. "In der Natur sind alle ihre Formen stets gegen uns", schreibt er. "Sie hat weder Sinn noch Gnade noch Mitgefühl...sie ist absolut unmenschlich." Richter ist ein Kind seiner Zeit. 1931 in Dresden geboren und vom tiefen Fall des Heroismus der Nachkriegszeit geprägt, flüchtete er 1961 mit seiner Familie aus der DDR.

Da ist man vorsichtig mit "Sehnsucht" und dem "Traum nach klassischer Ordnung". Richter selbst nennt seine Bilder "Kuckuckseier", da sie die geistige Traditionen der großen alten Schulen der Landschaftsmalerei nicht fortsetzen. Er produziert fiktionale Konstrukte oder abstrakte Übermalungen mit Ölfarben auf Fotografien und Druckgrafiken. Vielleicht am innigsten tritt seine Persönlichkeit in den Bildern "Ägyptische Landschaften" hervor. Da ist Richter ganz körperlich, erdverbunden und monumental. Die Öffnungen in einer Felsenkammer sind Steinlandschaften und geichzeitig geheimnisvolles Symbol aus denen jeden Moment ein ägyptischer Priester ins 20. Jahrhundert schreiten könnte, ewig und jenseits von der Verspieltheit moderner Attitüden.

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