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Friedrich Nietzsche und der Krieg

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 01.09.2025, 16:52 Uhr
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Wien [ENA] Schriftsteller wie Georg Heym, aber auch viele Künstler und die Gesellschaft überhaupt, empfanden die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auch als "öde, faul und schmierig" und sehnten einen Krieg herbei, den zunehmend auch viele junge Leute, die in Nietzsches "Zarathustra" die Verheißung einer neuen Zeit zu erkennen glaubten, mit Begeisterung erwarteten. Seine Philosophie wurde zunehmend populär als die Feier des Krieges.

Es gab Legenden von deutschen Frontsoldaten, die mit dem Buch "Also sprach Zarathustra" im Sturmgepäck in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges die Apokalypse erlebten und erleideten und in den geheimnisvollen Verheißungen dieser wilden, sehnsuchtsvollen Philosophie Tod und Verderben fast als griechische Tragödie inszeniert sahen, in der der "schmutzige Strom Mensch" im Meer des Übermenschen Erlösung findet. Denn die Stunde der großen Verachtung ist schließlich das Größte, das zu erleben ist, in der das Glück, die Vernunft und die Tugend zum Ekel wird. Zarathustra liebt die, die nicht zu leben wissen, die sich der Erde opfern, dessen Seele sich verschwendet und die zugrunde gehen wollen, damit der Übermensch geboren werden kann.

Wie sehr der Krieg den Verkauf des Buches "Also sprach Zarathustra" beschleunigte, verrät auch die Editionsgeschichte. Waren 1896 erst 6000 Exemplare verkauft, erschienen bis 1906 weitere 55 Auflagen und in den Kriegsjahren verdoppelte sich der Absatz auf 224 000 und 1922 war die 300. Auflage erreicht. Vor 125 Jahren starb Friedrich Nietzsche in Weimar, wo der Philosoph in der Villa Silberblick seine letzten Lebensjahre in geistiger Umnachtung verlebte. Dort befindet sich heute das Nietzsche-Archiv, dessen Nachlass zum Weltdokumentenerbe der UNESCO ernannt wurde. Damit ist auch letztendlich das Vermächtnis dieses unruhigen und träumenden Geistes in dem sicheren Hafen der Bibliothekswissenschaften zur Ruhe gekommen.

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