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Freuds "Wahn und Träume in Jensens Gradiva"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 13.06.2020, 11:22 Uhr
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Wien [ENA] Wilhelm Jensen hat ein literarisches Verwirrspiel zwischen Traum und Wirklichkei, zwischen Antike und Heute, in seiner Novelle "Gradiva" geschaffen. Berühmt ist diese auch dadurch geworden, dass Sigmund Freud daraus eine psychoanalytische Traumdeutung machte. Träume haben die Menschen immer schon fasziniert Dass gerade die Traumdeutung in Wien eine bedeutende Renaissance erlebte, ist eigentlich verwunderlich.

Denn wer hätte gedacht, dass sich gerade Träume in das aufstrebende Technikzeitalter einschleichen würden? Trotzdem ist die Traumdeutung von Freud etwas besonderes, denn sie ist mit einer bestimmten Absicht formuliert. Sie dient einzig und allein der Aufdeckung einer neurotischen Störung, die auf eine verdrängte Sexualität zurückzuführen sei. Darin liegt ihr therapeutischer Effekt. Freud bezeichnet einen meist unbewussten Wunsch als die Triebkraft für die Traumbildung. In seiner Schrift "Der Wahn und die Träume in W. Jensens "Gradiva" aus dem Jahr 1907, analysiert er Traumbeschreibungen in der Literatur und versucht auch hier sein Theoriegerüst anzuwenden. Er macht das äußerst elegant und eloquent, aber auch verwegen und kompromisslos.

Es geht ihm eben auch um sein "Liebkind" die Psychoanalyse, die es zu verteidigen gilt. Gradiva ist eine mythologische Gestalt und entspringt der Phantasie des Romanhelden Der Archäologe Norbert Hanold ist in einem Zustand zwischen Wachen und Träumen und trifft in den Ruinen von Pomeji ein lebendig gewordenes Steinbild der antiken Gradiva. War das, was eben vor ihm gestanden, ein Erzeugnis seiner Phantasie oder Wirklichkeit gewesen? Er versuchte vergeblich sich darauf zu besinnen. Im Wahn übernimmt die Phantasie Herrschaft über das Denken. Freud sieht im Wahn des Archäologen eine fetisistische Erotomanie, weil die Verliebtheit in das Steinbild ein auffallendes Interesse für die Füße und Fusstellungen weiblicher Personen erkennen lässt.

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