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Die Irrfahrten des Meese

Verantwortlicher Autor: Pinakothek der Moderne / Kirsten Ernst München, 04.02.2019, 23:38 Uhr
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Das Geheimwasser des William Bligh; Öl/Lwd.,Mixed Media,3-teilig, 210x420x2,4cm
Das Geheimwasser des William Bligh; Öl/Lwd.,Mixed Media,3-teilig, 210x420x2,4cm  Bild: Jochen Littkemann © Jonathan Meese/VG Bild-Kunst, Bonn 2018

München [ENA] Jonathan Meese, Meister des Mythos in der Kunst, zeigt mit seinem universalen Blick seine Sicht der Welt. In Malerei, Skulptur, Insallation, Performance, Wort und Text manifestiert er diese Welt. Die Pinakothek präsentiert Werke von Meese, die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Jonathan Meese, geboren 1970 in Tokio, lebt heute in Berlin und gehört zu den international herausragenden und gleichzeitig stark polarisierenden Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. Seinen universalen Blick auf die Welt, den Mythos oder die Macht der Kunst formuliert er nicht nur in Malerei, Skulptur, Installation oder Performance, sondern auch in Wort und Text: Lautmalerei und Sprachbilder. Jonathan Meeses ebenso spielerischer wie nachdenklicher Umgang mit Bild und Text steht im Zentrum einer Werkschau, die rund 25 Schaffensjahre umfasst.

Den Kern der Ausstellung bilden 18 Gemälde aus einem Werkkonvolut, das sich im Besitz von Jonathan Meese befindet und bewusst von ihm zurückgehalten wurde. Einige der Bilder wurden bislang noch nie öffentlich gezeigt. Ergänzt wird diese Auswahl um ausgesuchte Arbeiten aus deutschen Privatsammlungen. Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung 25 Raummodelle und Kleinplastiken sowie rund 75 Zeichnungen, Fotocollagen und Künstlerbücher. Die aus Mitte der 1990er-Jahre stammenden Raummodelle wertet Meese erstmals als eigenständige Objekte seines Schaffens.

Zwischen 1993 und 2000 sind die ausgewählten Zeichnungen entstanden, die zum größten Teil bislang ebenfalls der Öffentlichkeit unbekannt waren. Im Archiv des Künstlers wurde des Weiteren ein Mitschnitt einer der ersten Performances aufgetan. Mit dem zeitlichen Abstand werden Themen deutlich, die sich für das Gesamtwerk als zentral erweisen und gerade in den frühen Arbeiten eine erste vielschichtige Ausformulierung finden: Gesten und Insignien von Macht, Krieger und Kriegerinnen, die Schurken der Märchen, die Schrecken im Kinderzimmer, die Ambivalenz des Bösen. Als Gegenentwurf erscheint das unverbildete, klarsichtige Tierbaby, das ein Augenmerk auf das unerwartet Zarte im bildnerischen Kosmos von Meese legt.

Eine Arbeit in situ, ein von Jonathan Meese speziell für München entworfenes Teppichdiagramm, steckt die Koordinaten ab und bildet die Topografie der Ausstellung: „Die Irrfahrten des Meese“ als Gesamtkunstwerk. In der griechischen Sage besteht der Held Odysseus auf seinen Irrfahrten gefährliche Abenteuer und löst geheimnisvolle Aufgaben – um am Ende als ein Anderer heimzukehren. Wie ein Odysseus der Gegenwart begibt sich Jonathan Meese in der Ausstellung auf eine imaginierte Reise mit zahlreichen Stationen.

Hier finden Begegnungen mit unterschiedlichsten ambivalenten Protagonisten und Situationen statt, denen der Künstler in seiner archaischsten Rolle als symbolischer Erlöser und Befreier beherzt, jedoch nicht immer siegreich entgegentritt. Die Kunst von Jonathan Meese erweist sich in diesem Ausstellungskontext als ebenso zeitlos wie aktuell, wenn er sich mit einer selbst gewählten Aufgabe dem Beunruhigenden stellt und Herausforderungen aussetzt, um sie – so gut es geht – zu meistern. Das kann nicht immer gelingen. Doch auch das Nicht- Gelingen führt auf neue Wege, die Irrfahrt wird zum bereichernden Ziel. Besuchen können Sie die Ausstellung noch bis zum 3. März 2019.

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