Sonntag, 10.11.2024 14:52 Uhr

Deep Purple Live in München

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas München, 24.10.2024, 22:18 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 1709x gelesen

München [ENA] Die dunkelviolette Truppe um Sänger Ian Gillan tourt durch die Lande und so mancher nutzt die Gelegenheit die alten Herren, die Musikgeschichte geschrieben haben, zu sehen. Wer weiß, es könnte ja das letzte Mal sein, dass Deep Purple auf Tour gehen. Und weil eine geschichtsträchtige Band keine Jungspunde im Vorprogramm haben kann, heizen Jefferson Starship die Menge an. Oder, sie versuchen es zumindest.

So mancher wird sich denken, eine Band, deren Mitglieder weit über 70 sind, ist eher ein Gruselkabinett als eine gescheite Rockband und macht sich nicht die Mühe zum Konzert zu gehen. Ganz Unrecht haben solche Skeptiker nicht, denn nicht alle sind fit und können zwei Stunden auf der Bühne stehen und Rob Halford von Judas Priest, kam mal mit Gehstock auf die Bühne und weil die Bühne zweigeschossig war, musste er sich am Geländer festklammern, um nicht runterzufallen, und es dauerte eine halbe Ewigkeit bis er endlich an seiner Position war. Wer sowas oder etwas Ähnliches mal erlebt hat, denkt zweimal darüber nach, ob er sich das Konzert antun soll.

Zumal die Preise auch nicht gerade günstig sind. Will man etwas sehen, bzw. erleben, musste man 120,55 Euro für den Bereich „Golden Circle“ berappen. Wer es nicht kennt, es scheint die neueste Mode zu sein. Es ist der vordere Bereich der Arena, der vom hinteren Bereich abgegrenzt ist. Es sind Stehplätze natürlich. Der hintere Bereich kostet weniger. Und wer um die Hälfte ausgeben möchte, der wählt einen Sitzplatz in einem der Blocks und sitzt irgendwo im Rund. Man bekommt ein Armband, um im „Golden Circle“ ein- und auszugehen, auf dem der Name des Veranstalters und GASTRO/MITARBEITER steht.

Das Konzert begann kurz vor 20 Uhr, mit einer äußerst gut aufgelegten Band. Da die Halle noch ziemlich leer war, gaben Jefferson Starship ihr Bestes. Irgendwie hat es trotzdem nicht gereicht, denn es kam keine rechte Stimmung auf. Da viele sich die Vorband ersparen möchten, kommen sie später oder besuchen eine der zahlreichen Theken bzw. den Merchandising-Stand und gehen erst kurz bevor die Hauptband auftritt, zu ihrem Platz.

Der Schreiber wollte sich auch die Vorband geben, was er nach zwei Liedern bereute. Jefferson Starship war zwar gut gelaunt, aber die Performance war eher mau. Hinter der Band gab es eine große Leinwand, auf der mit schlechter und ganz einfacher Graphik der Name der Band projiziert wurde und darunter die Zahl 50, für das fünfzigjährige Jubiläum der Band. Fünfzig? Ja, denn die Band änderte ein paar Mal den Namen. Zuerst hieß sie Jefferson Airplane, dann Starship und danach Jefferson Starship.

Als dem Schreiber langweilig war, nahm er sein Handy raus, um seiner guten Freundin und bezaubernden Schauspielerin und Synchronsprecherin Stefanie Dischinger zu schreiben, die ein paar Hundert Meter Luftlinie beim Bairischen Fernsehpreis war. Da fiel der Blick aufs Handy des Nebenmannes, eines älteren Herrn mit langen grauen Haaren, Lederjacke und Jeans, dem es ähnlich zu ergehen schien, denn er schaute sich Aktienkurse an. Der Schreiber fand das eine gute Idee und tat es ihm gleich. Man schaute sich kurz an, lächelte sich zu und fang sofort ein Fachgespräch an. Beide investierten in Tesla, dessen Kurz am Tag darauf um 10% stieg.

Währenddessen mühte und rackerte sich die Band auf der Bühne ab. Vor allem die Sängerin bemühte sich Stimmung zu machen und sprang auf der Bühne hin und her. Bei den alten Hits, wie „Sara“, „We built this city“ oder „Nothing’s gonna stop us now” jubelte die Menge, und bei „Somebody to love” sangen sehr viele mit. Der Schreiber dieser Zeilen notierte das Geschehen am Rande, denn das Gespräch mit dem Nebenmann war um einiges interessanter und er vergaß sogar Stefanie zu texten. Später erfuhr er, dass Dischi (wie sie Freunde nennen), einen sehr schönen Abend gehabt hat.

Um kurz nach 21 Uhr kamen endlich die Altmeister des Rock auf die Bühne. Don Airey an den Tasten, Roger Glover am Bass, Ian Paice am Schlagzeug, doch wer ist der junge Kerl an der Gitarre? Es ist der 45jährige Simon McBride, der für Steve Morse gekommen ist und mit Abstand das jüngste Mitglied der Band ist. Nach einem Instrumental und Videographikshow auf der Leinwand, kam auch Ian Gillan auf die Bühne. Die Menge in der gut gefüllten Olympiahalle tobte.

Die Herren waren mit Hemd und Jeans leger gekleidet und äußerst gut drauf. Der Drummer war, mit Sonnenbrille, der Coolste. Als erstes spielten sie den alten Kracher „Highway Star“, gefolgt von „A bit on the side“ und „Hard lovin‘ man“. Danach ging Gillan von der Bühne und der Gitarrist durfte uns mit diversen Soli beglücken. Durch die dreigeteilte Leinwand über der Bühne, war er mehrmals zu sehen und sah etwas gespenstisch aus im künstlichen Nebel und im von rechts kommenden Scheinwerferlicht.

Nach einer minutenlangen Performance kam der Sänger wieder auf die Bühne und es ging weiter mit den Songs „Into the fire“, „Uncommon man“ und „Lazy sod“. Danach ging Gillan wieder von der Bühne und überließ dem Tastenmann Don Airey das Rampenlicht. Er penetrierte die Tasten wie kein anderer und zwischendrin kam ein Kellner mit einer Flasche Wein und einem Glas auf einem Silbertablett auf die Bühne und schenkte dem Keyboarder einen ein. Don bedankte sich und nahm einen Schluck und spielte energisch weiter.

Ein paar neue Lieder, wie „Portable Door“ vom erst kürzlich erschienenem Album „= 1“ wurden auch gespielt und bei diesem Lied sagte Gillan ein paar Worte. Er sprach immer wieder zum Publikum und erzählte wirres Zeug, wie die Geschichte, wo er versuchte sich an einem Gipfel festzukrallen, es aber nicht schaffte, mit 200 Sachen hinabfiel und weich auf einem Eisbären landete. Und immer wieder sagte er wie fantastisch das Publikum sei und bei „We love you“ klang er wie der King of Pop – Michael Jackson.

Es kam noch ein Solo vom Gitarristen und vom Keyboarder ehe der Hauptteil des Programms mit „Smoke on the Water“ zu Ende ging. Das zweite Solo des Tastenmannes war ziemlich lang und genial. Er vermischte Rock mit Klassik und man könnte schwören, dass für ein paar Sekunden die deutsche Hymne zu hören war. Danach ging die Band für ganz kurz von der Bühne und kam zurück, um furios mit „Hush“ (extralange Version) und „Black Night“, abzuschließen. So ging ein wunderbarer Abend zu Ende. Leider wurde „Child in Time“ nicht gespielt. Das konnte man aber draußen hören, denn direkt vor der Halle gab ein Straßenmusikant sein Bestes.

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