Buch: "Wien wertvoll bedroht und behütet"
Wien [ENA] Warum empfinden wir große Glas-Stahl-und Betonbauten oder eintönige Plattenbauten als nur nicht besonders schön, sondern sogar als unangenehm, bedrohlich und irritierend? Und warum fühlen wir eine gewisse Geborgenheit, Angemessenheit und Wohlbefinden wenn wir alte Bauwerke betrachten? Um solche Themen geht es irgendwie in dem Buch "Wien wertvoll" von Margret Wenzel-Jelinek, das in Wien vorgestellt wurde.
Es ist eigentlich ein Bildband mit interessanten Beiträgen aus verschiedenen Wissensbereichen. Und es geht natürlich um Wien. Wenzel-Jelinek hat diese stadt in den letzten Jahrzehnten, hauptsächlich aus der Vogelperspektive, fotografiert und hat dabei auch die Veränderungen dokumentiert. Dass sie das auch mit einer aussergewöhnlichen schönen fotografischen Ästhetik macht, die sich besonders in "überirdisch" schönen Lichtspielen manifestiert, zeigt uns den liebevollen Blick der Künstlerin auf ihr Sujet. Gleichzeitig hat das Buch auch etwas melancholisches, das nicht zuletzt in den Worten der Künstlerin zum Ausdruck kommt. "Ich liebe Wien am frühen Morgen, wenn die filigranen Türme der Gotik langsam aus dem nächtlichen Nebel aufsteigen".
"Ich liebe Wien nicht, wenn überproportionale Glas- und Betonbauten nicht nur Gotik und Barock, sondern auch den märchenhaften Jugendstil allmählich zudecken." Nicht nur Wenzel-Jelinek empfindet so, sondern viele Menschen die Wien von früher kennen. In den letzten Jahrzehnten gingen die baulichen Veränderungen sehr schnell. Wien strebt danach eine Weltstadt zu werden. Dafür nimmt sie vieles in Kauf. Massenzuwanderung, Bauboom und Anpassung. Ein Baustil, der sich nicht an unsere europäische Bautradition anpasst, sondern an große amerikanische oder asiatische Städte. Der Versuch Wien zur Weltstadt zu stylen ist problematisch. Haben wir dafür das Format und psychologische Rüstzeug? Vielleicht wäre eine kleine, feine Stadt schöner gewesen.