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Ferdinand Ossendowskis Russlandstudie

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 28.05.2020, 09:24 Uhr
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Wien [ENA] Ferdinand Ossendowski, 1876 noch im russischen Kaiserreich geboren, hat ein ziemlich spannendes Buch geschrieben, das sich zwischen ethnographischer Studie, Reisebericht und dichterischer Phantasie bewegt. "Schatten des dunklen Ostens Ein Stück Sittengeschichte des russischen Volkes", ist kein romantischer Blick auf das Leben der russischen Landbevölkerung. Vielmehr zeigt es die tiefe Armut der Menschen.

In der unermesslichen Weite dieses großen Landes sind sie zwischen der Wildheit und Lebensfeindlichkeit der Natur und erdrückenden Herrschaftsstrukturen aufgerieben worden. Der ganze Stil Ossendowskis schnitzt wie aus einem Stück Holz koboldartige Wesen wie Hexen, Giftmischer, Wahrsager oder Schamanen, die wie bösartige Naturgeister ihr wildes Treiben, ihre grausamen Rituale und ihrer dämonischen Rituale frönen. Sie behandeln Krankheiten bei Mensch und Tier, bannen Hausdämonen, treiben den Teufel aus, vertreiben aus Hütten Wanzen, Schaben und Mäuse und rufen die Seelen der Toten. Ossendowski sieht überall, ob in der Nähe der Großstadt oder in den schrecklichen Einöden des russischen Nordens, den gleichen kulturellen und geistigen Tiefstand.

Er sah Russland teilweise noch tief dem heidnischen Götzenkult verfallen und lernte abartige Sekten von Selbstmördern kennen, die sich während eines ekstatischen "Gottesdienstes" eigenhändig den Hals durchschnitten. Ossendowski lebte und schrieb in einer politisch äußerst brisanten Zeit. Er studierte Chemie an der Universität St.Petersburg und machte ausgedehnte Reisen in Sibirien, Altai und Kaukasus. Als Schiffsschreiber besuchte er Länder wie Konstantinopel, Indien oder Japan. Er erlebte die russischen Revolutionen von 1905 und 1917, den Ersten Weltkrieg, Arbeitslager, Flucht und engagierte sich in Widerstandsbewegungen. Im Zweiten Weltkrieg konvertierte er zum katholischen Glauben und starb 1945.

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