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Wood Wide Web – Vernetzung im Wald

Verantwortlicher Autor: Friedrich S. Lenz Neustadt, 01.03.2021, 13:30 Uhr
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Kraftort Wald
Kraftort Wald  Bild: © Lenz

Neustadt [ENA] In unseren Wäldern ist alles vernetzt; die „Lan-Verbindungen“ sind die feinen Pilzfäden. In dem Dokumentarfilm -arte- "Unsere Wälder- Die Sprache der Bäume“ wird deren Sprache entschlüsselt und es wird deutlich sichtbar, dass kaum ein anderes Ökosystem auch nur annähernd so komplex ist wie der Wald.

Beim Wood Wide Web, dem Internet des Waldes, sind die „Lan-Verbindungen“ die feinen Pilzfäden, die sich durch den gesamten Waldboden ziehen. Diese verknüpfen Bäume, Sträucher und die meisten höheren Pflanzen miteinander. Ein reger Austausch an Nährstoffen, Wasser und Botenstoffen findet in den dünnen Leitungen der Pilzhyphen statt. Bäume übermitteln dabei auch Informationen an ihre Nachbarn und helfen jungen Bäumen beim Wachsen.

Es ist wohl offensichtlich, dass unsere Wälder ein Wunderwerk der Evolution sind. Auch wenn sie ihr Leben lang am selben Fleck stehen, sind die Bäume keine stummen, einsamen Wesen. So haben sie im Wald tatsächlich Freunde und Geschäftspartner, Familienangehörige und Feinde und sind mit allen vernetzt. Auch wenn wir das nicht sehen können, nimmt jede Baumwurzel unter der Erde etwa doppelt so viel Fläche ein wie die Krone in luftiger Höhe.

In einem einzigen Teelöffel Walderde befinden sich kilometerlange Pilzgeflechte. Das sind winzige Leitungen, die ganze Wälder vernetzen, ähnlich wie das Internet mit unzähligen Computern. Fast alle Bäume im Wald kooperieren mit einem oder mehreren Pilzfreunden. Das unterirdische Netz hilft den Bäumen sogar, ihren Nachwuchs zu versorgen, der im Dämmerlicht des Waldes allzu oft im Schatten steht. Über das Wood Wide Web der Pilze wird der Wald quasi zum gigantischen Organismus und tauscht Nährstoffe und Nachrichten aus.

Selbst in der Waldluft schweben ständig chemische Botschaften, mit deren Hilfe Bäume kommunizieren oder Feinde abwehren. Wie unsichtbare Kommunikationsfahnen durchwehen sie den Wald. Zudem ist die Luft dort reich an Sauerstoff, einem Abfallprodukt der Photosynthese. Es ist kaum zu glauben, aber ein einziger Baum deckt den Tagesbedarf von zehn Menschen. Vor diesem Hintergrund ist das Schreckensszenario im Waldschadensbericht über den aktuellen Zustand der Wälder umso dramatischer.

Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, hat es längst gesehen, dass es dem deutschen Wald sehr schlecht geht. Überall sind vom Borkenkäfer zerfressene Fichten, abgestorbene Buchen, von Baumpilzen befallene Eichen, vertrocknete Birken, umgeknickt oder abgebrochen zu sehen. Nach dem aktuellen Waldzustandsbericht ist es den Bäumen in Deutschland im vergangenen Jahr sogar so schlecht ergangen wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. Vor allem Bäume, die älter als 60 Jahre sind, seien vom Absterben bedroht, heißt es in dem jetzt vorliegenden Bericht zum Zustand der Wälder in Deutschland.

Der Dokumentarfilm „Unsere Wälder - Die Sprache der Bäume“ wird am Donnerstag, 4. März 2021 bei Arte um 20.15 Uhr gesendet. Quelle: arte und Waldzustandsbericht 2020. Fotos: © www.lenz.en-a.ch

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