Maeterlincks "Das Leben der Bienen"
Wien [ENA] Heute sprechen alle von den Bienen. Das ist gut so, denn sie sind bedroht, wie so viele andere Arten auch. Dabei sind sie bei näherer Betrachtung aussergewöhnliche interessante Wesen, ausserdem ungemein nützlich. Näher mit dem Staat der Bienen hat sich der französisch-belgische Dichter Maurice Maeterlinck befasst und dazu ein sehr schönes Werk "Das Leben der Bienen" geschrieben. Das Buch ist bezaubernd.
Einerseits ist es ein Sachbuch, andererseits ist die Sprache Maeterlincks von so viel Poesie, Seele, Licht, Wärme, Verständnis und Einfühlungsvermögen durchflutet, dass man beim Lesen ganz verzaubert wird und sich zum Verständnis für Bienen noch die Liebe für die Großartigkeit der Natur hinzu gesellt.. Was will man mehr? Ein exquisites Leseereignis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Maurice Maeterlinck hat auch selbst fast ein "märchenhaftes" Leben geführt. 1862 in Gent geboren, studierte er Jura entdeckte aber sehr bald seine Liebe zur Literatur und zum Symbolismus. 1930 erwarb er ein Schloss in Nizza, wurde vom belgischen König Albert I geadelt und erhielt 1911 den Nobelpreis für Literatur.
Sein Märchendrama "Pelleas et Melisande" wurde von Claude Debussy für eine Oper vertont. Aber das Leben der Bienen ist kein Märchen. Streng sind sie den Naturgesetzen unterworfen. Und doch mutet es manchmal wie ein Märchen an, wenn Maeterlinck sie liebevoll beschreibt. "Das Schwärmen , wo dem Genius der Art das große Jahresopfer gebracht wird, wo das ganze Bienenvolk, auf dem Gipfel seiner Macht und seines Gedeihens angelangt, der nächsten Generation plötzlich alles überlässt, seine Schätze und Paläste, seine Wohnungen und die Frucht seiner Arbeit um fern im Ungewissen und Öden eine neue Heimat zu suchen." Nicht weniger interessant ist der "Hochzeitsausflug" der Bienenkönigin, die liebt und tötet in einer einzigen minutenlangen Umarmung.