Donnerstag, 28.03.2024 20:49 Uhr

Friedrich Gottlieb Klopstock "Messias"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 15.03.2021, 11:32 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 6238x gelesen

Wien [ENA] Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) "Messias" ist ein Werk, das biblische Inhalte in wundersamer, ja fast esoterische Sphären der Ewigkeit verlegt, wo erdichtete surreale Szenen mit testamentarischen Figuren wie Propheten, Könige oder auch ungeborene Christen, verwoben sind. Dafür hat Klopstock eine ganz neue lyrische Sprache in Hexametern verwendet, die den Messias als religiöses episches Gedicht setzt.

Damit nimmt er es aus der erzählenden Prosa der Bibel heraus und schließt sie an die großen Epen Homers an. Die biblische Geschichte wird zu inneren Schau und verdichtet sich zur Meditation heiliger Begebenheiten, die als kosmisches Drama den Weltenraum durchziehen. Engel, die kosmische Kriege gegen die Dämonen des Höllenreichs austragen und zum Hofstaat Jehovas gehören, kämpfen gegen Satans dunkle Gegenwelt um die Seelen der Menschen. Erst in Christus, der aus Liebe zu den Menschen aus der Ewigkeit hinabsteigt, hat das kosmische Drama seine weltliche Erfüllung gefunden. Eine tiefe Innigkeit durchzittert das Werk und erfindet in der Empfindung die Bibel neu, die sich jetzt wie ein archaisches Mysterienspiel an alte Zeiten zurückerinnert.

Damit hat Klopstock Sprache und Kultus wieder verbunden und damit Literaturgeschichte geschrieben. Er hat natürlich damit auch in der Poetik große Kontroversen ausgelöst, aber auch viele junge Dichter der Innerlichkeit und Lyrik, wie Goethe oder Hölderlin, stilprägend beeinflusst. Die neue freie, mystische Dichtkunst, die durchaus auch auf ein suggestives Erweckungserlebnis abzielte, hat zwar die Literaturwelt gespalten, aber auch den theologischen Erlösungstheorien, wie sie in den Heiligen Büchern kanonisiert sind, einen festen Platz in der Literatur verschafft.

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