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Christo und Jeanne Claude. Paris. New York.Grenzenlos.

Verantwortlicher Autor: Markus Faber Düsseldorf (DEU), 06.09.2022, 19:29 Uhr
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Düsseldorf (DEU) [ENA] Die Ausstellung im Kunstpalast, Düsseldorf, zeichnet die kunsthistorische Entwicklung von Christo und Jeanne- Claude seit Mitte der 1950er Jahre bis heute nach und stellt das in Frankreich entstandene künstlerische frühe Schaffen im Kontext mit Arbeiten von Weggefährt*innen vor. Vom 7. September 2022 bis 22. Januar 2023 können Besucher das Wirken der beiden Künstler bewundern.

Zusammen mit Werken von Christo werden Gemälde und Objekte von Arman, Niki de Saint Phalle, Jean Dubuffet, Lucio Fontana, Yves Klein und anderen präsentiert. Aus dem vielfältigen Bezugsfeld der Avantgarde im Paris der 1950er Jahre wird deutlich, wie die spezifische Werkentwicklung von Christo und Jeanne-Claude verlief und was ihre künstlerische Position ausmacht. Mit ihren Projekten gelang es Christo und Jeanne-Claude, die Grenzen des Kunstbetriebs zu erweitern und eine breite Öffentlichkeit zu begeistern. „Diese Werkschau“, hebt Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast, hervor, „ist die letzte Ausstellung, der Christo kurz vor seinem Tod im Mai 2020 noch zugestimmt hat."

"Ich freue mich, dass wir diese Präsentation 60 Jahre nach Christos und Jeanne- Claudes ersten Aufenthalten in Düsseldorf und im Rheinland hier realisieren können“. Die Ausstellung präsentiert in 10 Themenräumen die wichtigsten Projekte des Künstlerpaares – vom Eisernen Vorhang in Paris 1962 bis zur noch nicht verwirklichten Mastaba in Abu Dhabi. Sie beginnt mit Christos Frühwerk und seinen ersten künstlerischen Arbeiten in Paris. Hier kam der 1935 geborene, an der Kunstakademie Sofia ausgebildete und aus Bulgarien geflohene Christo Vladimirov Javacheff in Kontakt mit den Werken verschiedener internationaler Kolleg*innen.

Mit einzelnen Künstler*innen, insbesondere mit der Gruppe Les Nouveaux Réalistes stand er in einem engen Austausch. In Paris begegnete Christo 1958 bei der Ausführung eines Porträtauftrags der ebenfalls 1935 geborenen Jeanne-Claude Denat de Guillebon. „Als Christo und Jeanne-Claude ihre ersten Arbeiten entwickelten, war Paris noch das Zentrum der Internationalen Avantgarde“, betont Kay Heymer, Kurator der Ausstellung. „Einen besseren Ort hätten sie nicht finden können, um ihre eigene künstlerische Sprache zu bilden. Wir zeigen in der Ausstellung mit ausgewählten Beispielen ihrer Frühwerke zusammen mit ihren Inspirationsquellen und Weggefährten, wie dieser Prozess von den Anfängen bis zu ihrer vollständigen Eigenständigkeit verlaufen ist."

Seit Ende der 1950er Jahre pflegte Christo Kontakte zu Galerien und Sammler*innen im Rheinland. Er freundete sich mit Nam June Paik, Joseph Beuys und den ZERO- Künstlern Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker an. In Köln fand 1961 in der Galerie Haro Lauhus Christos erste Einzelausstellung überhaupt statt. 1963 präsentierte er in der Düsseldorfer Galerie Schmela Verhüllter VW-Käfer, ein Jahr darauf die Werkgruppe Ladenfronten. Die Ausstellung zeigt die wichtigsten realisierten Projekte von Christo und Jeanne- Claude, unter anderen Verhüllte Küste in Australien (1968/69), Umsäumte Inseln (1983) in Miami/Florida, Verhüllte Pont-Neuf in Paris (1985), die zeitgleich in Japan und den USA installierten Schirme (1991).

Nicht zu vergessen: Die Tore im New Yorker Central Park (2005) und Die schwimmenden Stege im Iseo-See in Italien (2016). Für das Künstlerpaar, das für die Finanzierung ihrer aufwändigen Kunstprojekte weder Sponsorengelder noch Spenden akzeptierte, wurde der Verkauf von Zeichnungen, Skizzen, Grafiken und Collagen, mit denen Christo die geplanten Projekte visualisierte, zur entscheidenden finanziellen Grundlage für die Realisierung. Bedeutend war zudem das Kommunikationstalent von Jeanne-Claude sowie die Beharrlichkeit des Künstlerduos bei der Verfolgung ihrer Ziele, deren Verwirklichung sich mitunter über Jahrzehnte hinziehen konnte.

„Christo und Jeanne-Claude waren ein Künstlerpaar auf Augenhöhe. Einzigartig, pulsierend und nie müde, an ihre Träume zu glauben. Die beiden interessierten sich nicht für den Kunstmarkt, machten sich unabhängig und generierten durch ihre große Fan- Gemeinde eine Art ‚Crowdfunding‘ für ihre Projekte“, hebt Co-Kuratorin Sophie-Marie Sümmermann hervor. „Ich freue mich, dass wir einen neuen Blick auf dieses außergewöhnliche Paar ermöglichen können.“ Zwei der in der Ausstellung gezeigten Projekte bilden im Werk von Christo und Jeanne-Claude Höhepunkte: die Verhüllung des Berliner Reichstags und die Verhüllung des Triumphbogens in Paris. Bereits 1961 hatte sich das Künstlerpaar mit der Idee beschäftigt, ein öffentliches Gebäude zu verhüllen.

Seit den 1970er Jahren schuf Christo Zeichnungen, mit denen er die Verhüllung des Reichstags visualisierte. Nach umfänglichen Debatten und einem langjährigen Genehmigungsprozess konnte die Verhüllung des politischen Gebäudes 1995 realisiert werden. In Studien und Entwürfen präsentiert die Ausstellung das noch nicht verwirklichte Mastaba-Projekt für Abu Dhabi, das im Falle seiner Realisierung die Dimensionen der Pyramide von Gizeh übersteigen und auf unbestimmte Zeit als Denkmal der Kreativität von Christo and Jeanne-Claude zu sehen sein würde. Neben den Werken von Christo sind in der Ausstellung u.a. folgende Künstler*innen vertreten: Arman, Alberto Burri, César, Jean Dubuffet, Lucio Fontana, Raymond Hains, Yves Klein.

Der Fotograf Wolfgang Volz, der seit 1972 in enger Zusammenarbeit mit dem Künstlerpaar und mit Exklusivrecht die internationalen Projekte von Christo und Jeanne-Claude dokumentarisch begleitet hat, ist ebenfalls vertreten. Ermöglicht wird die Ausstellung dank der großzügigen Unterstützung von Ingrid und Thomas Jochheim. Das in Recklinghausen und Berlin lebende, mit Christo und Jeanne-Claude freundschaftlich verbundene Sammlerpaar besitzt einen der weltweit umfangreichsten Bestände der Werke des Künstlerduos und unterstützt als Hauptleihgeber die Ausstellung.

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