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Bosch & Schlegel im Theatermuseum Wien

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 17.03.2020, 16:43 Uhr
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Wien [ENA] Wo liegt Christine Schlegels "Verlorene Paradies " könnte man fragen im Angesicht ihrer Ausstellung in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien. Denn wieder hat eine dieser wundersamen Korrespondenzen zum Triptychon mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts von Hieronymus Bosch im Theatermuseum Wien seine Eröffnung gefeiert. Die ganze Ausstellungsreihe ist tiefgründig und symbolträchtig.

Wunderbare Künstler*innen der Korrespondenzen wie Alraune, Kantor, Legat, Kuhn oder Banisadr befinden sich in einem künstlerisch "schonungslosen" Dialog mit Bosch. Kein Zweifel, das ist zwar manchal irritierend, aber immer spannend. Auch Christine Schlegel zeigt uns in ihren Bildern Abgründe menschlicher Sehnsucht, die von unaussprechlichen Ängsten gequält werden. Versuche, innere Welten und seelische Muster bildlich darzustellen erzeugen eine farbige Momentaufnahme, die sich als Kunstwerk setzt. Der Lebensweg der Künstlerin ist in vieler Hinsicht interessant. Da ist ihre Kindheit und ihr Kunststudium in der DDR. Ein strenges Land, das von ihr noch einen "revolutionären Pathos" einforderte, den sie nicht nachvollziehen konnte.

Das war nicht ihr Weg. Im psychoanalytischen Symbolismus fand sie Ausdrucksformen um ihre inneren Spannungen zu verdichten und künstlerisch zu nützen. Und doch ist in ihrer "kühlen Melancholie", die über ihren Bildern schwebt, noch ein Rest an Pathos zu finden, der sich als "erstarrte Nachdenklichkeit" manifestiert. Der Westen bot ganz andere künstlerische Möglichkeiten für sie. Sie entdeckte die Welt als Sinnesrausch und in ihrer Farbenpracht. Und doch bieb sie der "Tristesse" als Grundstimmung des Lebens verpflichtet, die sich in immer anderen Formen und Inhalten in ihren Bildern wiederfindet. Korrespondiert letztendlich Christine Schlegels "Das verlorene Paradies" mit dem "Jüngsten Gericht"? Den "Weltschmerz" kennen sicherlich.beide.

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